Danke für die vielen guten Ideen. Das Forum ist so schnell, das ich nicht mehr weis, auf wen ich antworte. Elizabeth und Madison und Fredokus und Forum
Macht auch nichts. Los geht's. Wenn's interessiert:
Ich fordere hiermit offiziell alle auf, sich mit Pflegediagnosen zu befassen. Gerade die Fachpflege (die anderen können's schon oder versuchen sich darin.)
Zunächst wirkt es befremdlich. Aber im Ernst, warum haben die meisten englischsprachigen Länder schon längst Pflegediagnosen? 1. Weil Pflegende schon sehr früh erkannten, „egozentrisches dokumentieren“ ([ich, die Schwester, der Pfleger] habe 3x mobilisiert, 5 x abgesaugt, 2x Bett gemacht, 15 VW usw.) führt zu einer Tätigkeitsliste. Darin wird überhaupt nicht beschrieben, wie es dem Patienten geht und warum wir 3x mobilisiert haben. Beispiel: Fragen wir mal die haus-eigene Hygiene. Die ist sauer, weil Wunden so mangelhaft dokumentiert werden und haben uns Pflegenden wieder ein neues Doku-Blatt überreicht. Ist schon OK, aber auch das könnten wir selbst schon längst gelöst haben (auch ohne den Experten Standard). 2. Viele dieser Länder haben schon länger ein prospektives (DRG) Zahlungssystem und damit erkannt, dass med. Diagnosen Pflege nicht wirklich abbilden. 3. Warum haben Frankreich und Österreich per Gesetz Pflegediagnosen als Funktion der Pflege festgelegt? Ich glaube kaum, dass die Pflegenden in anderen Länder dümmer sind als wir…J 4. Wie sollen wir uns in eigenem Land verständigen, gar nicht zu sprechen von Europa, wenn jeder ein selbst-gestricktes Pflegevokabular nutzt? (Will gar nichts über Benchmarking sagen...)
Fischer hat im Prinzip nur bestätigt (gut so), was die NANDA schon seit Mitte der 70-iger sagt (definiert!): Pflegediagnosen sind keine Medizinischen Diagnosen, sie sind komplementär dazu und beschreiben Reaktion des Patienten auf die Erkrankung, Verletzung, usw. Hier helfen auch die Pflegetheorien, sich darin einzudenken, sozusagen den Kompetenzbereich zu festgelegen (von mir aus Berufsbild). Medizin kümmert sich um Pathologie, wir kümmern uns um die Reaktion des Menschen auf den pathologischen Vorgang (natürlich ist Pflege auch im Gesundheitsbereich – Prävention, tätig). Leider hat es die Studie von Fischer gebraucht, um endlich mal in der deutschen Sprache zu belegen, dass Med. Diagnosen „Pflege“ nicht hinreichend abbilden, obwohl die NANDA genau das schon Jahre propagiert (wer lesen kann ist im Vorteil). Anscheinend brauchen wir immer einen bwl’er (oder Arzt oder Pyschologie usw.) um uns eindeutig klar zu machen, dass Pflegefortschritte in anderen Länder auch uns was angeht. Pflegetheorien fragten schon sehr früh Was tut Pflege? Wie tut sie es? Welche Ergebnisse hat sie (für den Patienten). Das wird nach Meleis (und andere) die verschiedenen Schulen der Pflegetheorie genannt, bzw. ist eine mögliche Grobeinteilung.
Als ca. 1993 die erste deutsche Übersetzung von Pflegediagnosen auf dem Buchmarkt auftauchte, gab es laute Kritik daran, auch in den Fachzeitschriften. Ich gewann den Eindruck, dass die Texte nur überflogen wurden und der Wert nicht erkannt wurde. Dabei ist dieses System, wenn als „in Arbeit“ zu betrachten, was auch völlig in Ordnung ist, so was wie der „Missing Link“ für die Pflege (so ähnlich wie der Affe als Vorfahre des Menschen, zumindest mit über 90% gleiche Gene J
Jemand deutschsprachiges (Name leider vergessen) hat das System „die beste praktische Pflegetheorie“ genannt (Bartholomyczik?). Die Pflegetheorien sagen uns, wo wir hinschauen sollen oder was wir fragen sollen, die Pflegediagnosen geben uns die Sprache dazu. Die Ängste, „der Patient wird standardisiert“ halte ich für unbegründet, denn nur der Titel der Pflegediagnose ist standardisiert, die Anteile „Ursachen und Symptome“ sind der Bereich, um das individuelle herauszustellen. Der Wind um die Ressourcen in den Vordergrund zu stellen beruht wohl auf längere Fehlinterpretationen, denn zu der Pflegediagnose gehört auch die Ressource(n), falls vorhanden. Wir wollen da immer ein ExtraBlatt anlegen, noch ein Formular drauf setzen, oder z.B. spezielle Anamnesebögen für Basale anlegen. Dabei sollte das integriert ein, im Sinne der Erfinder sind diese Extra-Pupse (Verzeihung, habe wohl zu viele ExtraFormulare gesehen) nicht nötig. Im Langzeitbereich ist es sinnvoll, die Ressourcenorientierung in den Mittelpunkt zu stellen, im akut Krankenhaus bei zunehmenden kürzerer Liegezeit sicherlich notwendig, aber nicht in der Intensität, wie oft gefordert (Realität holt uns hier ein).
Persönlich freue ich mich, dass Fr. Müller dieses nun öffentlich propagiert, z.B. auf der DRG Konferenz in Berlin. Ich komme aber nicht daran vorbei, dass dieses hätte schon ab ca. 1993 propagiert werden können, den wir wussten schon, dass die DRG’s kommen und das Pflege darin seine Leistungen (getrennt) abbilden muss (will sie nicht ganz untergehen). Dazu mussten wir allerdings mind. 13 Jahren streiten. Genauso wie damals, ob man eins oder vier Waschschüsseln braucht. Oder OB wir i.m. Injektionen durchführen dürfen (obwohl wir das täglich taten J. Die Welt verändert sich, Blutdruck messen war in den 70iger noch hoch-heilige ärztliche Tätigkeit, stand für Pflegende unter schwerem Verdacht auf strafbare Handlung J. God forbid that the nurse thinks or does anything without a doctor. (Hier nach Bedarf den Beruf -doc-auswechseln, siehe weiter unten).
z. B haben die DRG’s unter anderem, in den USA die Pflege erst mal abstürzen lassen (krass ausgedrückt), siehe z.B. Benner dazu, die in dieser Zeit beklagt, dass Pflege dort zwar argumentieren konnten (hatten schon den ganzen Theorie-Haufen), aber einiger bwl’er haben einfach nicht zugehört. Erst die vielen Komplikationen bei Patienten durch fehlende Pflege (nicht durchführbar, weil nicht genügend und nicht genügend qualifiziertes Pflegepersonal da) führte zu einem Umdenken, siehe z.B. die Magnet Hospitals mitte der 90iger. Heute interessiert sich sogar Washington DC für den Pflegenotstand.
Übrigens, der Chef der Pflege hat den Kittel gewechselt, früher was es der Gott in Weis, dazwischen schon mal Psycho-Sozio-Wissenschaftler, jetzt der bwl’er.
Also, hatten wir die Medikalisierung der Pflege (dagegen wehren wir uns schon- Wie erfolgreich, muss jeder selbst beurteilen), dann die Psychologiesierung (das hatten wir unterstützt, in dem wir immer einen Psycho hinzuziehen wollten – zB. Zur Beratung J, nur scheint uns die Okonomisierung zu bedrohen. Ich wünsche mir einen Chef der Pflege AUS der PFLEGE. Ich wünsche mir weiterhin, dass der Chef der Pflege (Chefin ist auch gut) nicht nur in Wirtschaft ausgebildet ist. Oder nur in Pädagogik oder nur in Wissenschaft. Der Chef der Pflege sollte Pflege repräsentieren können, in dem er/sie intelligent über Pflege spricht und nicht den anderen Chefs im Gesundheitswesen den Diener macht. Siehe noch mal das Zitat von Norma Lang. Siehe die Arbeiten von Aiken und Co. Siehe das Papier der ICN (zum Internationalen Tag der Pflege unter dem Motto „Safe Staffing“, siehe darin besonders die Facts auf Seite 33. Ist übrigens in Andenken an Florence. Siehe 12. Mai., ihr Geburtstag).
International Nurses Day May 12 2006
Safe Staffing Saves Lives / Information and Action Tool Kit (Informations- und Handwerkskoffer J)
Rätselhaft ist mir, warum Fr. Müller „ergebnisorientiertes Pflegeassessment" mitsamt copyrightt nennt, den nichts anderes will der Pflegeprozess und die Pflegediagnostik. Jedes Pflegeassessment sollte ergebnis-orientiert sein!! ? Weisser Schimmel, so ähnlich der „ganzheitlich-fördernde Prozesspflege“ oder auch der Titel „Gesundheits- und Krankenpflegerin“. Für mich ist das ein Wortkrieg. Die Verewigung der Worthülsen.
Nun wird aus dem Grundwissen ein Verkaufs-Produkt hergestellt. Ebenso LEP, da hat es Jahre gedauert, bis bemerkt wurde, dass es einen Missing Link gibt, bevor sie nach und nach von der Tätigkeitsorientierung versuchen abzurücken. Also Pflegemarketing (Vermarktung von Zeug’s, was schon da ist. Jeder bastelt an seinem Systemchen und will für allgemein-gültiges Wissen möglichst viel Geld). Es liegt an uns, ob wie nun schon wieder einen neuen quasi-Chef bekommen.
Jetzt werde ich mir auch ein paar Worthülsen basteln. z.B. finde ich den Titel „Prozessorientierter Intensivpflegerischer Assessment Spezialist“ ganz nett, oder wie wär`’s mit „Anästhesiepflege Performer“? Ganzheitlicher Artifizieller Beatmungs-Gesundheits und Reha-Plfeger? Ihr findet mich dann auf dem Marktplatz des Pflege Schwall Ausverkaufs.
Pflegebedarf, siehe Orem. Unsere zwei Begriffe müssten ausgewechselt werden. Wir tun uns so schwer, im Bereich Gesundheit und Krankheit unser Berufsbild aufzustellen (weil so viele dafür zuständig sind und wir uns nur schwer abgrenzen können). Orem löst dieses superb. Sie unterscheidet zwischen Pflegekompetenten Patienten und Patienten mit Pflegebedarf. Dazu braucht es aber den Pflegeprozess und Pflegediagnostik um das festzustellen. Ergo, statt uns um die sog. Metaparadigmen Gesundheit/Krankheit zu kümmern, könnten wir locker mit Pflegebedürftig / Pflege nicht bedürftig = (Selbst)Pflegekompetent (dazu noch Angehörige mitsamt allen Definitionen).
WomBat, versucht dem Forum nachzuhecheln because it's so fast
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