Frustrationen im beruflichen Bereich

[fridolin]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Lieber WomBat,
liebes Forum.

hier braucht sich keiner für seine Ansichten zu rechtfertigen.
Etwas klar stellen oder erklären, was anders verstanden wurde als es gemeint war - Ja. Das ist sinnvoll.

Aber persönliche Meinungen und Ansichten muss Derjenige, der sie äußert, vertreten und sie bedürfen keiner Rechtfertigung.
Ob die Meinungen richtig sind, beurteilen immer die Anderen.

Viele liebe Grüße
fridolin

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Als Motivation wird ja immer zuerst der monitäre Ansatz gesehen: wenn ich mehr Geld bekomme, dann bin ich bereit (jedwede?) Arbeitszustände zu ertragen. Dazu muss man allerdings wissen: monitär hat die kürzeste "Laufzeit". Lässt sich ganz einfach erklären: megr Geld=wachsenden Ansprüche. Der Mensch ist halt so konstruiert. Monitär macht also nur kurz glücklich und ist letztendlich auch nur begrenzt möglich.

Was mir fehlt ist die nichtmonitäre Motivation. SL wird beigebracht, wie man ein Kritikgespräch führt. Loben wird als schwierig angesehen. Wozu auch? In den Augen vieler Manager ist die Pflegekraft ja sowieso arbeitsunwillig.

Echte Aufstiegschancen für die Kollegen am Bett? Fehlanzeige. Der Pseudoaufstieg per Fachweiterbildung - was ändert sich da bei den Arbeitsaufgaben im Vergleich zu den anderen Kollegen? Zusatzausbildungen, die net genutzt werden dürfen/können, weils störend im Team wirken könnte. Stichwort: Hierarchie.
Weiterbildungen, die im Nirwana enden, weil rechtlich net abgesichert... . Entwicklung immer neuer WB-Angebote durch die entsprechenden Einrichtungen... am Bedarf vorbei. usw..

Ein nicht zu verachtendes Problem dürfte auch darin bestehen, dass in der Ausbildung bereits Ziele vermittelt werden, die selten bis nie erreichbar sind unter den aktuellen Bedingungen. Interssant finde ich unter dem Aspekt, dass bereits Burnout-Tendenzen bei den Azubis zu vermerken sind. Wäre doch ne interessante Studie hier mal anzusetzen. Da gibts aber eher wenig Interesse.

Ich fand in dem Spiegelartikel den Verweis auf die Werteklärung genial: was will ich eigentlich? Will ich wirklich versuchen mit dem Kopf durch die Wand zu kommen? Muss ich mit dem Kopf durch die Wand um glücklich sein zu können?

Elisabeth

[fridolin]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Interessant, dieser Diskussionsfaden.
Ich habe in der Themenerstellung mit keinem Wort das Thema Burn out angesprochen - und schwuppdiwupp - sind wir wieder da in der Diskussion.

Die verschiedenen Phasentheorien zum Thema Burn out sind gar nicht wichtig.

Mir ging es eigentlich mehr darum, welche persönlichen Strategien genutzt oder entwickelt wurden, um gar nicht erst auf den Weg in das Burn out zu kommen obwohl hohes, vielleicht auch persönliches, Frustrationspotenzial herrscht.

Eine meiner persönlichen Strategien ist das "Mauern". Ich versuche, Geschehnisse nicht so an mich heran zu lassen, dass sie mich belasten. Dabei versuche ich immer, nach Außen hin der mitfühlende, verständnisvolle "Versorger" meiner Patienten und Angehörigen zu sein. Klappt bei der o.g. Gruppe sehr gut, bei den KollegInnen jedoch fällt es mir deutlich schwerer.

Viele liebe Grüße
fridolin

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Ops- das wollte ich jetzt net. Ich wollt jetzt keine Ferndiagnosen stellen, noch wollte ich hier den Thread in Richtung Burnout-Diskussion drehen.

Kann mich also nur entschuldigen.

Elisabeth

[WomBat]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Was mir auch schon gehelft hat , nicht immer, aber manchmal schon, falls ich dazu in der Lage war:

Ambiguitätstoleranz


WomBat

kann hier leider immer nur einzelne Punkte herausnehmen, das Thema ist zu vielschichtig (siehe Monty)

[Pierre70]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Sehr gut, WomBat. Nur beim jetzigen Gesundheitsminister schwierig...

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Kurzfristige Strategien

Spontane Erleichterung: z.B. tief durchatmen, Kurzentspannung, sich ausstrecken
Wahrnehmungslenkung: z.B. aus dem Fenster ins Grüne sehen, das Foto der Kinder auf dem Schreibtsich ansehen, ein Lied im Radio hören usw. (weg vom Stressor, hin zu neutralen und positiv besetzten Stimuli)
Positive Selbstgespräche: z.B. "Das schaffe ich schon", "So schnell gebe ich nicht auf", "in der Ruhe liegt die Kraft"
Abreaktion: z.B. auf den Tisch hauen, mit Schwung eine Treppe hinauf laufen


Langfristige Strategien

Entspannung: Entspannungsverfahren lernen (AT, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditationsverfahren), Fernsehen, Kochen
Zufriedenheitserlebnisse: Hobbies, Genusserfahrungen (gutes Essen), Lesen
Einstellungsänderung: Perfektionismus reduzieren, überzogene idealistische Vorstellung hinterfragen, sich erlauben, Hilfe anzunehmen
Soziale Fertigkeiten verbessern: z.B. VHS-Kurse besuchen, an Supervisionen teilnehmen, soziale Kompetenzen verbessern
Soziale Unterstützung: z.B. private und berufliche Kontakte pflegen, Hilfe suchen und und annehmen, in einen Verein eintreten
Problemlösungsfertigkeiten verbessern: z.B. Mittel-Ziel-Analyse durchführen und Problemlösungen generieren, Pufferezeiten einplanen, "Zeitfresser" identifizieren und reduzieren, realistische Zeitpläne erstellen.

http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_be...bericht_de.pdf S.41

Elisabeth

[WomBat]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Danke, Elisabeth. Sehr schöne Zusammenfassung!
WomBat

[fridolin]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

@Elisabeth,

Wahrnehmungslenkung: z.B. aus dem Fenster ins Grüne sehen, das Foto der Kinder auf dem Schreibtsich ansehen, ein Lied im Radio hören usw. (weg vom Stressor, hin zu neutralen und positiv besetzten Stimuli)

Wie bitte soll das auf einer ITS im Keller mit Kunstlicht rund um die Uhr funktionieren?
Aus den Fenstern auf Steine schauen, Alarme und Signale hören, Fotos auf dem nicht vorhandenen Schreibtisch ansehen???

Abreaktion: z.B. auf den Tisch hauen, mit Schwung eine Treppe hinauf laufen

Und die Reaktion der KollegInnen?

Zufriedenheitserlebnisse: Hobbies, Genusserfahrungen (gutes Essen), Lesen

Erst wird der Bauch dick (vom gutem Essen), dann die Leber fett (vom guten Trinken) und am Ende sind wir selbst unsere besten Kunden....

Soziale Fertigkeiten verbessern: z.B. VHS-Kurse besuchen, an Supervisionen teilnehmen, soziale Kompetenzen verbessern
Soziale Unterstützung: z.B. private und berufliche Kontakte pflegen, Hilfe suchen und und annehmen, in einen Verein eintreten

Wie denn bei "Schaukeldiensten" Wechselschichtdiensten und Nachtdiensten, die auch noch zudem sehr unregelmäßig sind???

Problemlösungsfertigkeiten verbessern: z.B. Mittel-Ziel-Analyse durchführen und Problemlösungen generieren, Pufferzeiten einplanen, "Zeitfresser" identifizieren und reduzieren, realistische Zeitpläne erstellen.

Wie soll das denn funktionieren, wenn mir schon die ZEit fehlt, mich selbst zu regenerieren?

Sorry, Elisabeth - ich wollte Deinen Beitrag nicht völlig auseinander nehmen, ich wollte eigentlich nur klarstellen, dass die allgemein anerkannten Strategien bei Pflegepersonal nicht so ohne Weiteres aufgrund der Besonderheiten des Arbeitsumfeldes funktionieren.

@WomBat,
da der Begriff "Ambiguitätstoleranz" etwas unterschiedlich interpretiert wird: meinst Du mit dem Begriff die Fähigkeit, widersprüchliche Situationen zu ertragen ohne selbst aggressiv zu werden?
Oder ist der Begriff hier aus Deiner Sicht anders zu verstehen?

Viele liebe Grüße
fridolin

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Wenns ne Auszeit brauchst... die Raucher gehen auch mal raus. Vielleicht solltest dir das Recht als Nichtraucher auch einfordern. Da wäre dann Zeit mal aus dem Fenster zu schauen und ganz bewusst mal auf Natur und Umfeld achten.

Genießen hat nix mit "Fressen" zu tun. *ggg* Und beim Lesen net nur Fachliteratur sondern mal ein gutes Buch. Man muss dass auch net in 3 Tagen gelesen haben. 3 Seiten pro Tag sind auch möglich.

Hobbies... es wird gerne empfohlen Sport zu treiben. Ich kenne Kollegen, die setzen sich aufs Rad in ihrer Freizeit und sind dann auch schon mal so einige Kilometerchen unterwegs.

Ob ich einen Kurs nutzen, Freundschaften pflegen, Hobbies nachkommen kann ... wer schreibt dir vor, dass du ständig verfügbar sein musst? Ist da net eher auch der eigene Anspruch, der einen treibt... man kann die Kollegen ja net hängen lassen. Ich kann dir versichern, wenns soweit ist, dann werden dei Kollegen kurz innehalten (wenn überhaupt) um schnell wieder zur Tagesordnung über zu gehen. Du bist jederzeit ersetzbar.

Tipp: Halt Ausschau nach einer Einzelsupervision. Die Termine kannst du an deinen aktuellen Dienstplan anpassen. Zeitaufwand: in der Regel eine Stunde Gespräch mit ca. 5-max. 10 Terminen. Kostenpunkt: ich hab vor einigen Jahren bereits 30 € pro Stunde bezahlt. Es war es aber in jedem Falle wert. Dort kannst unter Anleitung Mittel-Ziel-Analyse durchführen und Problemlösungen generieren.

Mir ist schon klar, dass der Frust die Wahrnehmung einengt. Nur wenn du dich dieser Entwicklung hingibst dann rutscht du auf der Spirale weiter hinab.

Elisabeth

[fridolin]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Mir ist schon klar, dass der Frust die Wahrnehmung einengt. Nur wenn du dich dieser Entwicklung hingibst dann rutscht du auf der Spirale weiter hinab.

Danke. Ist mir bekannt. Der Frust wird aber durch die eigenen KollegInnen verursacht...
Viele liebe Grüße
fridolin

P.S.: Meine Kommentare waren zum Nachdenken gedacht...

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Der Frust wird aber durch die eigenen KollegInnen verursacht...

Lässt du es net selber zu, dass dich das Verhalten frustriert? Das war gemeint mit unrealistischen Zielen. Man kann die Welt net verändern (als Einzelkämpfer)- man kann nur sich selbst ändern.

Wie schaut's aus mit nem Wechsel der Station, des Bereiches... des Berufes.

Elisabeth

[fridolin]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Lässt du es net selber zu, dass dich das Verhalten frustriert?

Nein. Elisabeth.
Die KollegInnen zeigen mir gegenüber ein liebes, nettes, offenes Verhalten.
Hinter meinem Rücken aber sagen sie etwas anderes und behaupten Vorgesetzten gegenüber die Unwahrheit.
Das war ein "Zufallsbefund" - die Vorgesetzten haben durch Zufall eine Unwahrheit preis gegeben.
Und keiner will "Ross und Reiter" nennen - also wer hat hinter meinem Rücken die Unwahrheit gesagt?

Das ganze Verfahren erinnert mich ganz stark an Mobbing.
Nur - wie beweise ich das???

Viele liebe Grüße
fridolin

[Elisabeth]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Meine Erfahrung: Kannst du kaum beweisen. Mobber werden es immer als Mißverständnisse darstellen

Buch zum Thema:
Mobbing: Dynamik - Verlauf - gesundheitliche und soziale Folgen

Pass auf dich auf.

Elisabeth

[ostfriesland]

AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

Moin,

Helferkrankheiten - "Schwäche ist tabu"
Ob Arzt, Krankenschwester, Altenpfleger oder Therapeut: Menschen in helfenden Berufen leiden besonders häufig unter stressbedingten Krankheiten. Das liegt an Mängeln im Gesundheitssystem, aber auch an den Helfern selbst. ...

Zum Artikel: http://www.spiegel.de/karriere/beruf...763522,00.html
Zum Forum: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=36699
Gruß