Wenn man sich die Charité und Verdi als Vorreiter einer angemessenen Personalbemessung im Krankenhaus anschaut erkennt man schnell, daß die Bereitschaft, sich auf diese Personaluntergrenzen zu einigen auf höchste Widerstände stoßen wird:
Taz-Artikel zu der aktuellen Situation an der Charité
Und wenn keine vernünftige Lösung für die Krankenhausfinanzierung gefunden wird, werden die Häuser auch kaum die Möglichkeit haben, sinnvolle Personaluntergrenzen einzuhalten.
Solange also weder eine Finanzierung der Bauinvestitionen von den DRG-Erlösen abgekoppelt wird und der Landesbasisfallwert nicht auf eine dem geforderten Personal angemessene Höhe angehoben wird, solange wird sich kein Haus auf eine bessere Besetzung als die aktuelle einlassen.
Genau so handelt nunmal auch die Charité, wenn sie den eigentlich in Ansätzen guten "Tarifvertrag für Gesundheitsschutz und Demografie" derart unterläuft, dass sie die Mehreinstellungen beim Stammpersonal mit Kürzungen beim Leasingpersonal ausgleicht (siehe den TAZ-Artikel). So bleibt das Ganze nämlich nahezu ein Personal-Nullsummenspiel.
Und solange die Charité denkt, solange wird sich nichts an der Personalsituation auf den Intensivstationen ändern, denn bei dieser Herangehensweise ist weder berücksichtigt, dass es oftmals Einzelpflegen geben muß (4-MRGN, ECMO), und dass natürlich ein leeres Bett nunmal nicht zulasten des Personals gerechnet werden darf, denn solange es als belegbar gilt, muss man auch das Personal vorhalten. Bleibt es leer, muß es das unternehmerische Risiko des Hauses bleiben und darf nicht aufs Personal abgewälzt werden.
Und dass sich die Charité tarifrechtlich davonstehlen will, indem sie spricht Bände. An einer Weiterentwicklung des Tarifvertrages im Sinne echter Verbesserungen fürs Personal gibt es offensichtlich von Vorstandsseite kein Interesse.
Ich bin sehr, sehr pessimistisch was diese nun auch auf Bundesebene geforderten Personaluntergrenzen angeht. Das Ganze wird wohl nicht viel mehr als ein Rechenkunststück werden, bei dem am Ende nur auf dem Papier sich etwas gebessert haben wird, in der Praxis aber alles beim alten bleibt.
Denn: kosten darf es schliesslich nichts.
Es wird sich wohl kaum eine Partei im Wahljahr so weit vorlehnen, dass sie Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge fordert, oder?
Desillusioniert (wie schon lange)
pflegerli
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