Ich habe kein Problem mit dem Thema “skill-mix”, aber bitte nicht so, dass der ganz Mix darin besteht, dass die traditionelle Ausbildung bei einer Lehre bleibt und jegliches Hilfspersonal mit “Pflegepersonal” betitelt wird. Krankenpflege ist schon lange nicht mehr “simpel” (only for Simpeltons) und ich will nicht einsehen, dass es in Deutschland vernünftige (damit meine ich aus der Vernunft geboren) Gründe gibt, warum so viele beim Thema “gute Bildung” für Pflegende Widerstand leisten. Die halbe Welt und 24 EU Länder haben die Ausbildung zur Krankenschwester schon vor Jahren auf ein höheres Niveau gehoben. Sind die alle Doof? Klar, das Dual System hat seine Vorteile, aber auch nicht nur. Wenn die uns bekannte Ausbildung besser finanziert, personalisiert usw. und insgesamt mehr Bildung (statt Anlernen und Training für eine bestimmte Institution) reinpacken würde, dabei auch einen Bachelor ermöglicht (wird schon gemacht, aber nicht für die breite Masse der “Schüler/innen”) und professionelle Pflegende entlassen würde, hätte ich damit auch kein Problem. Aber darum geht es beim Widerstand nicht. Es geht um Geld und Partikulär Interessen. Schüler/innen sind immer noch billige Arbeitskräfte und werden auch genau so in der Praxis eingesetzt. Sie lernen “wie wir das hier machen”, nicht was Patienten brauchen. Sie lernen wie “unsere Station” funktioniert, nicht den Pflegebedarf eines kranken oder verletzten Menschen vollständig einzuschätzen, zu planen und durchzuführen mitsamt Evaluation. Sie lernen, um 9 Uhr sind Verbände dran, um 10 werden Systeme gewechselt. Ach, ja, und um 12 wird Essen ausgetragen. Sie lernen eine Tätigkeit bei 20 Patienten hintereinander durchzuführen, ohne zu verstehen, ob und warum das sinnvoll ist. Das machen wir halt so. Schon immer.
Ich kann mir vorstellen: eine sehr gut ausbildete Pflegende am Intensivbett von zwei Intensivpatienten (mit hohem Bedarf an “Pflege”, Monitoring und medizinscher Therapie usw.), dabei steht ihr für die gesamte Arbeitszeit eine zuarbeitende Person zur Verfügung. Diese Person hat eine kürzere Ausbildung und verdient weniger, dabei trägt sie auch nicht die Verantwortung für die pflegerischen Entscheidungen, sondern lediglich für die ihr delegierten Tätigkeiten, dabei unter Überwachung der Intensivschwester. Das ist nur ein mögliches Szenario.
Elisabeth, du erzählst uns gebetsmühlenartig , dass Pflege billig bleiben muss. Klar, die Menschen brauchen hin und wieder und mal mehr oder mal weniger Pflege, aber bitte nicht so, das Pflege dabei Doof (bzw. versucht wird, uns Doof zu halten), Überarbeitet, und Unterbezahlt bleibt (wie historisch gewachsen). Und ich bezweifele, dass Patienten unter diesen Umstände wirklich das kriegen, was sie brauchen. Dafür sind mir zu viele traurige Beispiele bekannt. Bei diesem System kann jeder Opfer werden. Warum wird für eine Brille einige Hundert Euro verlangt und keiner beschwert sich, aber für Pflege haben wir kein Geld? Im “Zahnstudio” kannst Du Dir für einige Hundert Euro die Zähne weis machen lassen. Was kostet die Mundpflege beim intubierten Patient?
WomBat
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