Ich versuchs mal mit einer einfachen Erklärung. Stichwort: Medizingeschichte.
In Urzeiten konnte ein "Medizinmann" heilen- egal ob konservativ oder operativ. Mit zunehmenden Wissen musste eine Spezialisierung eintreten. Mittlerweile ist die Spezialisierung soweit gediehen, dass es innerhalb der großen Bereiche Konservativ und Operativ schon wieder soviel Wissen vorhanden ist, dass man sich weiter spezialiseren muss. Niemand würde auf die Idee kommen, die Abdominalchirugie infrage zu stellen weil sie die gleichen Grundlagen wie die Allgemeinmedizin nutzt. Und man würde von einem Hausarzt auch nicht erwarten, dass er selbständig eine Gallenblase entfernen kann.
Was spricht also gegen eine Pflegewissenschaft- eine Wissenscaft, die aufgrund von Wissen aus Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, Psychologie, Soziologie usw. versucht Handlungsansätze der Pflege zu erklären und auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen?
Was spricht dagegen, Pflege Vorbehaltsaufgaben zuzuschreiben, die durch die Hochspezialiserung der Medizin nicht mehr abgedeckt werden können durch den Mediziner. Stichwort: klassische Prophylaxe.
Eine Dekubitusprophylaxe bedarf einer Diagnostik und eines Therapieplanes. Das dies derzeit anhand von Checklisten und Drehbuchstandards erfolgt, ist ein Problem. Es ist kein Fachwissen nötig- man muss nur lesen können.
Vorbehaltsaufgaben bedeuten für mich eine Festschreibung einer Ausbildungsqualität. Der Patient hat ein Anrecht auf eine hochkompetente Pflegeversorgung.
Welche Strukturen braucht es dafür? Aus meiner Sucht bleibt da nur die Kammer. Politisch gewollt, muss sie zum entsprechenden Bedarf stehen und diese gesetzlich festschreiben.
Bei der Neuordnung der Berufe braucht es m.E. diese Struktur. Sonst bleiben wir weiterhin nur Erfüllungsgehilfen oder wie es früher so schön hieß: Heilhilfspersonal.
Übrigens: ein großer Teil der Pflegespezialisten (siehe P. Benner) hat nie studiert, weil es keine entsprechenden Studiengänge in D gibt sondern ist eher auf autodidaktischen Wissenserwerb angewiesen gewesen.
Elisabeth
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