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Durchgangssyndrom - DGS bzw. Delir & kognitive Dysfunktionen

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    #16
    AW: Durchgangssyndrom - DGS

    Wir fixieren in dem Moment, in dem der Patient sich oder andere, bewusst oder unbewusst, gefährdet, zunächst auch erstmal wenn es sein muss ohne schriftliche Anordnung eines Arztes.
    Eine Rea lasse ich mir ja auch nicht erst anordnen.
    Dafür wecke ich nachts dann auch nicht extra den diensthabenden Arzt, die Info hat bis zum Morgen Zeit und dann wird die Fixierung auch schriftlich angeordnet, diese Verzögerung ist immer noch "zeitnah" und rechtlich legitim. Dann allerdings muss auch ein Antrag auf Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen (so heisst das Ding bei uns, ist ein hauseigenes Formblatt) bei Eigen- und/ oder Fremdgefährdung ans Amtsgericht gefaxt werden, um die Fix gerichtlich absichern zu lassen. Das klappt bisher wunderbar und ohne Probleme. Rechtlich ist es nämlich so, dass ausschliesslich der Amtsrichter eine Fixierung genehmigen darf, das darf auch nicht der Arzt. Der ordnet es zwar an, aber genehmigen muss es tatsächlich der Richter (was diese auch immer machen ).
    Medikamente gebrauchen wir in dem Fall eher sparsam. Es hat sich gezeigt, dass Patienten, die ins DGS rutschen durch den zusätzlichen Einsatz von Sedativa/ Psychopharmaka noch schlechter wieder in die Welt zurückzuholen sind.
    Wir achten in dem Fall streng auf einen festen Tag-Nachtrhythmus, dem Patienten vertraute Dinge (bestimmte TV- Sendung etc), binden Angehörige verstärkt in die Betreuung ein und das klappt recht gut.
    Eine Dokumentation der Fixierung (Art, Begründung, Dauer) muss zusätzlich erfolgen, wir machen das auf der Tageskurve, noch einen zusätzlichen Zettel wollten wir nicht haben
    Das war schon immer so, das war noch nie so und da könnt ja jeder kommen.....

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      #17
      AW: Durchgangssyndrom - DGS

      Hallo,
      natürlich sind Medikamente auch eine Art der Fixierung, aber auch diese sind ärztlich angeordnet. Und gerade was das DGS angeht können sich die meisten Patienten "Gott sei Dank" an die Massnahmen die Ihnen gegen ihren Willen widerfahren sind, nicht mehr erinnern.
      Und wie wir ja alle wissen lehnen diese Patienten ja oft grundsätzlich alles ab. Angefangen bei pflegerischen Massnahmen bis zu Medikamenten. Auch hier müssen wir im Sinne des Patientenwohls handeln. Sei es Pflege, Medikamente und auch Fixierung zum Eigen- und Fremdschutz.
      Viele Grüße aus NRW
      Ducky

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        #18
        AW: Durchgangssyndrom - DGS

        Morgen

        Ich finde man muß auch klären warum der Patient ein DGS hat. Ist es aufgrund eines Abusus, Demenz, OP oder sonst etwas. Z.B. kommt es doch sehr häufig vor, dass bei den chirurgischen Pat. mal eben das Psychopharmaka für ein paar Tage abgesetzt wird. Oder man versucht wie schon vor mir erwähnt einen c2´er zu entwöhnen anstatt ihm sein Bier zu geben. Das macht dann locker mal 5 Tage längeren Aufenthalt.

        Das mit Patientengewohnheiten und Mobilisation kommt auch bei uns relativ gut. Aber manchmal kommt man um Paracefan, Atosil oder einer Tavor nicht vorbei. Fixierung ist doch ohne gleichzeitige medikamentöse Gabe mehr Stress für alle bzw doch kaum möglich oder ?

        Fixiert ihr eure Patienten ohne Medikamentengabe??
        Was interessiert mich das Leid anderer Leute

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          #19
          AW: Durchgangssyndrom - DGS

          Der Vollständigkeit halber auch in diesem Thread der Hinweis auf den Vortrag von Prof. Strauß auf dem 7. Berlin-Brandenburger Anästhesiepflegetag:

          - Jochen M. Strauß: Postoperative Verwirrtheit - Ursachen und Therapie (PDF, 1 MB)

          Die Fotos aus dem Vortrag stammen übrigens von Shawn Poynter.

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            #20
            AW: Durchgangssyndrom - DGS

            Hallo, liebe zwai-Redaktion,

            vielen Dank für die interessante pdf-Datei. Gibt es noch ausführlichere Daten von diesem Professor für dieses Thema. Und ist er ein Anästhesist?

            Interessant finde ich, dass er als Synonym nicht das Wort Durchgangssyndrom benutzt.... bewusst oder ist es schlich ein anderes Syndrom, über das er referiert hat...? Vielen Dank für die Info!!!

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              #21
              AW: Durchgangssyndrom - DGS

              Hallo Volker.

              Zitat von volkerallwicher
              Gibt es noch ausführlichere Daten von diesem Professor für dieses Thema. Und ist er ein Anästhesist?
              Jawohl: Prof. Strauß ist Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am HELIOS-Klinikum Berlin-Buch. Ob es eigene Veröffentlichungen von Prof. Strauß zu dem Thema gibt, kann ich aus dem Stand nicht beantworten, aber im Abstract sind zahlreiche Literaturstellen genannt:

              Bedford PD (1955) Adverse cerebral effects of anaesthesia on old people. Lancet 2: 257-263

              Parikh SS (1995) Postoperative delirium in the elderly.Anesth Analg 80: 1223–1232

              Rasmussen LS (2006) Postoperative cognitive dysfunction: Incidence and prevention. Best Practice & Research Clinical Anaesthesiology Vol. 20, No. 2, pp. 315–330

              Linstedt U, Kropp P, Möller C, Zenz M (2000) Diagnostischer Wert des S-100-Proteins und der Neuronen-spezifischen Enolase als Serummarker zerebraler Störungen nach Allgemeinnarkosen. Anaesthesist 2000 · 49:887–892

              Moller JT,Cluitmans P,Rasmussen LS et al. (1998) Long-term postoperative cognitive dysfunction in the elderly: ISPOCD 1 study. Lancet 351:857–861

              Parikh SS (1995) Postoperative delirium in the elderly.Anesth Analg 80: 1223–1232

              O'Keefe (1994) Postoperative delirium in the elderly.Br J Anaesth 73:673–687

              Rogers MP (1989) Delirium after elective orthopedic surgery. J Psychiatr Med 19:109–121

              Zitat von volkerallwicher
              Interessant finde ich, dass er als Synonym nicht das Wort Durchgangssyndrom benutzt.... bewusst oder ist es schlich ein anderes Syndrom, über das er referiert hat...?
              Kein anderes Syndrom - nur ein anderes Synonym.

              Schöne Grüße,

              hhe

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                #22
                AW: Durchgangssyndrom - DGS

                Hallo Stefanie!

                Validation, wurde uns im Rahmen der Ausbildung im Umgang mit alten Menschen nahe gebracht. Damals fand ich es langweilig, mittlerweile sehe ich es aber als eine wirksame Methode im Umgang mit Patienten im Durchgang, sowie bei Patienten die im Entzug sind. Es klappt nicht immer, aber man erreicht oft, dass sie sich verstanden fühlen, egal in welcher Zeit oder Sphäre sie sich bewegen. Ich finde auch, dass es oft sinnlose Fixierungen (Selbst- und Fremdgefährdung )erspart und Zeitmangel ist eine Ausrede.

                Gruß der Randbayer
                At a cardiac arrest, the first procedure is to take your own pulse

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                  #23
                  AW: Durchgangssyndrom - DGS

                  Abend!

                  Ich kann mich den Ausführungen des Kollegen Randbayer nur anschließen
                  Zitat von Randbayer
                  Es klappt nicht immer, aber man erreicht oft, dass sie sich verstanden fühlen, egal in welcher Zeit oder Sphäre sie sich bewegen.
                  Mfg Obs-Pfleger
                  ..."Früher haben wir Obse immer mit doppel p in der Mitte geschrieben - Oppse halt".....

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                    #24
                    AW: Durchgangssyndrom - DGS

                    Moin Moin,

                    ja, ja erst die Patienten Drogenabhängig machen und anschließend rummeckern. Bei Langzeitbeatmung gehen wir rechtzeitig mit Clonidin rein und reduzieren gleichzeitig die Sedierung, wenn der Patient extubiert werden soll.
                    (clonidin nicht so schnell reduzieren!!!)

                    Bei Patienten im AWR, die nach einer Narkose ins DGS rutschen, geben wir Propofol 1%. Ersteinmal 30-40 mg und anschließend in 10 mg schritten, bis der Patient schläft. Hilft auch besonders gut bei Kindern.

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                      #25
                      AW: Durchgangssyndrom - DGS

                      Hallo! eine Fixierung ohne richterliche Anordnung ist nach meiner Kenntnis nur 24 Stunden erlaubt. Dies auch nur, falls der Pat. sich oder andere gefährdet. Falls die Fixierung länger als 24 Stunden notwendig ist, muss eine richterliche Anordnung eingeholt werden - eine ärztliche Anordnung reicht nicht.
                      nettelback

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                        #26
                        AW: Durchgangssyndrom - DGS

                        Salut,

                        ich möchte das Diskussionsforum und seine Akteure zum Thema des Durchgangssyndroms nutzen, um mich über den Einsatz von Screening- und Assessmentverfahren zur Früherkennung der akuten Verwirrtheit auf hiesigen Intensivstationen zu informieren und Eure möglicherweise praktischen Erfahrungen mit diesen Instrumenten in Erfahrung zu bringen.

                        Aus dem internationalem Sektor ist beispielsweise die Confusion Assessment Method (CAM-ICU) für Intensivstationen bekannt oder die Intensive Care Delirium Screening Checklist (ICDSC). In der deutschsprachigen Literatur tauchen diese Diagnoseverfahren zur Testung in medizinischen Studien auf.

                        Mich interessiert jedoch, ob sie auch schon in Deutschland auf den Intensivstationen ihren routinemäßigen Einsatz gefunden haben. Und wenn ja, mit welchem Instrument und mit welcher Anwenderzufriedenheit.

                        Im Rahmen einer pflegewissenschaftlichen Promotion plane ich die Einführung eines Assessments zur Förderung der Früherkennung des Deliriums. Internationale Studien haben gezeigt, dass ohne Assessments eine hohe Rate der Delirien unerkannt bleiben.

                        Über zahlreiche Beiträge in diesem Forum würde ich mich freuen und bedanke mich im Voraus.

                        Stefanie M.

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                          #27
                          AW: Durchgangssyndrom - DGS

                          Hallo Steffi,

                          ich habe letzes Jahr in die Schwester/Der Pfleger einen Bericht über 2 Pflegekräfte gelesen die speziell ältere Menschen und Menschen mit Demenz vor einer OP und im Aufwachraum betreuen, in ihrem Krankenhaus hat sich das
                          DGS seitdem verringert.
                          Suche doch mal den Artikel im Archiv und nimm Kontakt zu den Kollegen auf.

                          LG Martin

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                            #28
                            AW: Durchgangssyndrom - DGS

                            Hi Martin,

                            Danke für Deine aufmerksamen Zeilen und den Hinweis auf das Projekt in Münster. Eine wirklich innvoative Idee Extrapersonal, hier Altenpflegekräfte, für Hochrisikopatienten für eine mögliche akute Verwirrtheit einzusetzten.

                            Sie arbeiten jedoch nicht mit Assessments, der Fokus ist auf die perioperative Betreuung gerichtet.

                            Abschließend zu meiner Frage, die ich initial in dieses Forum gesetzt habe, ob Du persönlich Erfahrungen mit einem Delirium-Assessment hast oder Kliniken kennst, die solches routinemäßig einsetzen?

                            Einen lieben Gruß aus Köln,

                            Stefanie M.

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                              #29
                              AW: Durchgangssyndrom - DGS

                              Hallo Stefanie,

                              mit Assessmentinstrumenten haben sich Abt-Zegelin und andere Forscher in Witten-Herdecke sehr intensiv beschäftigt und dort auch oft viel Links und Downloads anzubieten... ich würde dort mal schauen...

                              Allgemeine Informationen über das Department Pflegewissenschaft der Fakultät für Gesundheit an der UW/H.


                              und dort vielleicht mal unter Forschung nachschauen...

                              hast Du nähere Infos zu dem Projekt in Münster (von wem, Literatur...)?

                              Gruß Volker

                              Kommentar


                                #30
                                AW: Durchgangssyndrom - DGS

                                Hallo,

                                schade das ich dir nicht helfen konnte.
                                Habe leider keine persönlichen Erfahrungen gemacht.

                                LG Martin

                                Kommentar

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