Die Arbeits- und Belastungssituation habe sich enorm zugespitzt, weil seit dem 1. Oktober keine Leiharbeitskräfte mehr in der Pflege der Uniklinik eingesetzt werden sollen, heißt es in dem offenen Brief. Trotz der Mehrbelastung seien nun auch noch einzelne Kräfte aus Intensivstationen an andere Stationen versetzt worden, um dort auszuhelfen. [...]
Inzwischen hätten 59 Intensivpflegekräfte eine Verfügung unterschrieben, die der Klinik untersagen soll, sie in ihrer Freizeit wegen dienstlicher Belange anzurufen. Sie seien nicht mehr bereit, Ausfälle "zulasten ihrer eigenen Ruhezeiten und Gesundheit zu kompensieren." Personalrat Leif Dryden: "Wir können nicht mehr."
Inzwischen haben sich Pflegende nahezu aller Erwachsenen-Intensivstationen des UKM schriftlich solidarisch gezeigt, haben sich dem offenen Brief angeschlossen. Der Protest ging dabei von Stationen aus, die bislang von der Corona-Pandemie kaum belastet wurden und so betonen die Mitarbeitenden auch, sich nicht aufgrund einer Pandemie-bedingten Überlastung zu Wort zu melden. Vielmehr geht es ihnen um den Status unter "Normalbedingungen". Hintergrund ist, dass mangels Stammpersonal auch auf den Intensivstationen viele Zeitarbeitskräfte beschäftigt wurden. In einigen Diensten stellten sie gar die Mehrheit der Besetzung.
Leider hat das Management das dafür vorgesehen Budget gesprengt und hat ab Oktober keine Zeitarbeitskräfte mehr eingesetzt - bei gleichbleibender Bettenbelegung.
Wenn sich der Vorstand nun "enttäuscht" gibt, dass die Mitarbeitenden nun ausgerechnet während der Pandemie "Öl ins Feuer gießen", wird die zeitliche Koinzidenz von Protest und Pandemie zum Stricken einer Dolchstoßlegende genutzt. Vielmehr ist zu fragen, wie ein Vorstand ausgerechnet vor der absehbaren "zweiten Welle" das Zeitarbeitspersonal kappen kann, anstatt seine Gestaltungsspielräume kreativ zu nutzen. /he
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