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Frustrationen im beruflichen Bereich

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    Frustrationen im beruflichen Bereich

    Liebe KollegInnen,
    hier möchte ich aus persönlichen Interesse von Euch wissen, wie Ihr mit Euren beruflichen Frustrationen umgeht und welche Kompensationsmechanismen Ihr bewusst anwendet.
    Da Frustrationen im Bereich der Pflege vielfältig sein können, hier die Beschränkung auf Frustrationen die durch
    a.) die eigenen KollegInnen
    b.) die Vorgesetzten
    c.) das Umfeld (wie zum Beispiel Gehalt, Fortbildungsteilnahme u.s.w.)
    entstehen.

    Erklärung: z.B. verhalten sich die KollegInnen tagtäglich konträr zu den gängigen Hygienerichtlinien. Ihr seht das, macht (oder habt gemacht) Erklärungen, Hinweise u.s.w. und trotzdem müsst Ihr weiterhin das (Fehl-) Verhalten Eurer KollegInnen ertragen.

    Wie geht Ihr persönlich damit um?

    Wegschauen?
    Registrieren, nichts weiter sagen?
    Innere Kündigung?
    Die Vorgesetzten informieren?

    Frustabbau durch Sport, aggressives Autofahren oder Sonstiges?
    Reden? Mit Wem und wie?
    Etwas "zerstören", z.B. Holz hacken?
    Den Lebensabschnittspartner/--partnerin auf den "Geist" gehen)

    Viele liebe Grüße
    von dem auf die spannenden Antworten wartenden
    fridolin
    immer gelegentlich manchmal
    Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

    #2
    AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

    Hi Fridolin,

    vielschichtige Frage!

    Beratungsresistente Kollegen: Erst im guten, mit Hilfe von Erklärungen, Verständnis wecken. Oft ist Unwissenheit (und man ist immer wieder erstaunt, wie unwissend manche so durchs leben kommen ) die Ursache. Bleibt es bei dem Verhalten und es ist patientengefährend, dann gibt ein orientierendes Gespräch mit der Leitung, dann ein gemeinsames Gespräch und schlußendlich ist es Aufgabe der Leitung, da zu handeln. Mein Auftrag ist die Fort- und Weiterbildung der Kollegen und nicht die Konsequenzen daraus zu ziehen. Disziplinarische Tätigkeit obliegt der Leitung.
    Wobei ich bei entsprechendem persönlichen Ärgernis sehr überzeugend sein kann => !

    Frustabbau : Sport, Familie und das Wissen, daß nachdem ich die Umkleide verlassen habe, andere die Verantwortung tragen müssen. Was nicht heißt, daß ich mir zuhause nicht Gedanken mache. Nur ärgern tu ich mich selten zuhause.
    Temporäre innere Kündigung kommt auch schon mal vor, dann merk ich, daß ich wieder längere Zeit frei brauche oder in die andere Abteilung wechseln muß (was ich regelmäßig darf).

    Eine gewisse Leidensfähigkeit gehört aber bei unserem Job mit dazu.

    Kopf hoch und Gruß,
    Monty
    Kein Puls, kein Ton, wir kommen schon!

    Kommentar


      #3
      AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

      Lieber Monty,
      danke für Deine sehr schnelle und sehr ehrliche Antwort.

      ....dann gibt ein orientierendes Gespräch mit der Leitung, dann ein gemeinsames Gespräch und schlußendlich ist es Aufgabe der Leitung, da zu handeln.
      Was aber, wenn die Leitung schon im "orientierenden Gespräch" abblockt, es weder zu einem "gemeinsamen Gespräch kommt", noch zum "Handeln" der Leitungskraft?
      Abblocken mit den ungefähren Worten: "Jaja, ich weiss. Das Problem steht jetzt nicht im Vordergrund..., ...wir werden es lösen..., ...ich werde mir etwas überlegen..., ...das ist doch jetzt nicht so schlimm..., ...Du kannst das jetzt nicht umkrempeln, weil Alle es machen..." und weitere Floskeln. Die Vorgesetzten stehen hinter der Leitungskraft.

      Mein Auftrag ist die Fort- und Weiterbildung der Kollegen
      Völlig korrekt, sehe ich auch so.
      Was aber, wenn die KollegInnen Deine Autorität subtil untergraben? Soll heißen: offiziell erkennen sie Dich und Deine Fachlichkeit an, jedoch verhalten sich die KollegInnen anders - und wenn Du weg bist, sowieso.
      Ein Beispiel:
      Ausbildung von KrankenpflegeschülerInnen (Oberkurs): Meine KollegInnen ziehen ACC und Ambroxol grundsätzlich in einer Spritze auf und applizieren es auch so i.v.! Dagegen kämpfe ich seit Jahrzehnten, sie bringen es nämlich auch so den AZUBI`s bei, die es lt. Rücksprache mit der Schule auch anders gelehrt bekommen. Die Erklärungen (Arzneimittelgesetz, Mischen von unterschiedlichen Substanzen, Aufgaben von Apothekern bzw. Krankenpflegepersonen u.s.w.) nützen nichts - es wird definitiv falsch gehandhabt und auch so den SchülerInnen beigebracht. Wenn Fragen der SchülerInnen auftauchen, ist die Erklärung der KollegInnen: "...bei den PraxisanleiterInnen (wir sind deren 3) machst Du es nicht so..." bedeutet letztendlich eine Untergrabung der Autorität.

      Eine Form der subtilen Untergrabung besteht z.B. darin, hinter dem Rücken der PA`s zu sagen: "...ach, der nun schon wieder..., ...der mit seinen (verrückten) Ideen..., ...ach..., ...das machen wir aber nicht so..." oder einfach den alten (falschen) Trott so weiter zu machen.

      Ich habe noch viele Beispiele...

      ...Temporäre innere Kündigung...
      kommt bei mir zur Zeit häufiger vor...

      Ist eigentlich nicht richtig aufgrund der von Dir beschriebenen notwendigen Leidensfähigkeit.

      Alles hat seine natürlichen Grenzen und ich habe für mich beschlossen, dass sie weder in einer nach Außen sichtbaren inneren Kündigung münden soll noch zum Burn Out bzw. bis zur manifesten Depression bei mir führen darf.

      Viele liebe Grüße
      fridolin
      immer gelegentlich manchmal
      Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

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        #4
        AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

        Zitat von fridolin
        ...

        Alles hat seine natürlichen Grenzen und ich habe für mich beschlossen, dass sie weder in einer nach Außen sichtbaren inneren Kündigung münden soll noch zum Burn Out bzw. bis zur manifesten Depression bei mir führen darf.

        ...
        Welche Möglichkeiten bleiben? Mich hat das Burnout ja komplett aus der Bahn geworfen. Ich bekomme ständig zu hören: Sie können nur auf Genesung hoffen, wenn sie ihre eigenen (überhöhten, unrealistischen) Ansprüche reduzieren. Ich kann es nicht- ergo: ... .

        Wie machen andere das? Bin gespannt auf Antworten.

        Elisabeth

        Kommentar


          #5
          AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

          Zitat von fridolin

          Was aber, wenn die Leitung schon im "orientierenden Gespräch" abblockt, es weder zu einem "gemeinsamen Gespräch kommt", noch zum "Handeln" der Leitungskraft?
          Abblocken mit den ungefähren Worten: "Jaja, ich weiss. Das Problem steht jetzt nicht im Vordergrund..., ...wir werden es lösen..., ...ich werde mir etwas überlegen..., ...das ist doch jetzt nicht so schlimm..., ...Du kannst das jetzt nicht umkrempeln, weil Alle es machen..." und weitere Floskeln. Die Vorgesetzten stehen hinter der Leitungskraft.
          Das Thema finde ich spannend und interessant.
          Habe meinen Leitungslehrgang nun beendet, arbeite als stellv. Leitung und hoffe nun, nach 17 Monaten Kurs, auf Grundlagen zurück greifen zu können und eben nicht in solche "Leitungsfallen" zu rutschen.
          Ich sehe den Frust von zwei Seiten aus. Einmal als jahrelange Mitarbeiterin und nun im Leitungsteam. Zwei verschiedenen Ansätze!
          Motivation und Konflikt sind große Themen gewesen. Gesprächsführung ebenfalls. Nur, sie jetzt richtig umzusetzten und nicht selber auf der Strecke zu bleiben (wie Elisabeth) und an seinen eigenen Ansprüchen zu scheitern ist eine riesige Herausforderung. Einmal der eigenen Anspruch an bestimmte Abläufe, dann der Anspruch der Mitarbeiter an mich und der Anspruch, berufspolitisch möglichst diplomatisch gegenüber der Ärzteschaft zu kommunizieren und nicht ins Glatteis zu rutschen (ihr wisst hoffentlich was ich meine.... )....die Herausforderungen werden immer höher und man muß höllisch aufpassen, nicht unter zu gehen.
          Ich mache neuerdings Joga und fange wieder an zu laufen. Sport ist immer noch der beste Ausgleich. Der innere Schweinehund ist halt nur leider sehr gewalltig.....
          Denke aber ähnlich wie Monty, wenn die Tür der Station hinter mir zufällt kann ich abschalten. Nicht immer, aber doch schon so, dass ich mich auf meine Familie freuen kann bzw. meine Familie an der Reihe ist. Thema: Work-Life-Balance!

          Gruß
          Heike
          Wer zuletzt lacht stirbt fröhlich

          Kommentar


            #6
            AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

            Fridolin, wie Monty sagt, viel-schichtig! Ich gehe jetzt nur auf einen (von vielen Punkten) ein. Dabei hilft mir manchmal Werteklärung.

            Ethische Entscheidungsfindung oder Entwickeln von sozialen Kompetenzen mit dem Modell der Wertklärung nach Simons, Raths und Harmin

            1) Frei wählen 2) aus Alternativen 3) nach Überlegung ihrer Folgen
            4) Wertschätzung und Zufrieden sein mit der Wahl 5) meine Wahl öffentlich anerkennen und dazu stehen 6) mit der Wahl wirklich auch so handeln
            7) Wiederholt in verschiedenen Situationen danach handeln

            Praktisch:
            Wählen

            1) Frei wählen (ich wähle selbst aus wie ich handele)
            2) aus Alternativen (ACC/Ambroxol in eine Spritze / oder ACC und Ambroxol in zwei Spritzen)
            3) nach Überlegung ihrer Folgen. (Wissen über AMG, keine Mischungen! Und neg. Konsequenzen die Patienten evtl. tragen – evtl. auch ich (!) wenn’s zu Komplikationen kommen sollte)

            Würdigen

            4) Wertschätzung und Glücklichsein mit der Wahl (ich schätze meine Wahl weil sie die „akzeptierte“, die „Richtige“ ist und bin froh, dass ich mich für das „Richtige“ entschieden habe – Anm: das „Richtige“ wechselt halt mal abundzu)
            5) Die Wahl öffentlich anerkennen und zu ihr stehen.(ich kann gegenüber Kollegen, Schüler, Ärzte usw. zu meine Entscheidung die Substanzen getrennt aufzuziehen stehen, ich kann das sagen, begründen und fühle mich dabei auf der sicheren Seite)

            Handeln

            6) Mit der Wahl wirklich zu handeln beginnen. (ich handele nach meiner Entscheidung und mache es so und nicht anders)
            7) Wiederholt in verschiedenen Situationen danach handeln (ich bleibe dabei, es so zu tun, kein Rückfall in unerlaubtes Mischen von Medikamenten)


            1. Wurde der Wert bewusst aus einer Reihe von Alternativen gewählt?
            2. Überlegte ich die Konsequenzen dieser Alternativen?
            3. Ist der Wert in meinem Verhalten evident – auch jüngst?
            4. Verhalte ich mich nach ihm in vielfältigen Situationen?
            5. Bin ich glücklich/freue ich mich über seine Wahl?
            6. Kann ich öffentlich dazu stehen?
            7. Fördert der Wert die Entwicklung meines emotionalen Lebens?
            zu finden bei: http://www.rpi-salzburg.at/downloads...terhellung.ppt (Übersetzung auf dem Englischen)



            WomBat, Ich kann meine Werte selbst wählen. Wenn ich will. Jeder kann das, wenn er nur will.
            Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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              #7
              AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

              Danke für den Link.

              Elisabeth

              Kommentar


                #8
                AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                Welcome to our ICU, come in and burn out!

                Monty
                Kein Puls, kein Ton, wir kommen schon!

                Kommentar


                  #9
                  AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                  Volk der ErschöpftenDie Welt im 21. Jahrhundert ist schnell, anstrengend, unberechenbar – und führt bei Millionen
                  Deutschen zum Burnout. Hinter der modernen Epidemie verbirgt sich sehr oft eine handfeste
                  Depression. In Spezialkliniken lernen die Betroffenen, gesünder zu leben und Stress zu vermeiden....

                  Der Spiegel 04/2011 erschienen am 24.1.2011
                  Der Beitrag ist m.E. lesenwert. Er beleuchtet den Zusammenhang zwischen eigener Disposition, in der Kindheit erlerntem Verhalten, einer unzulänglichen Streßbewältigung und der Arbeitsbelastung.
                  Er zeigt auf, dass ein Arbeitsplatzwechsel alleine net den erhofften Erfolg bringt wenn nicht gleichzeitig die eigenen Ziele hinterfragt und an die Realität angepasst werden. Siehe Wombats Beitrag.

                  Elisabeth

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                    #10
                    AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                    Den Artikel habe ich nicht gelesen (mangels Heft). Trotzdem steigt mir dabei ein wenig der Kamm: (soll keine Vorverurteilung des Artikels sein: hier Gedanken, die ich damit assoziere)

                    Zu viele wollen uns „therapieren“, einreden, wir müssten nur unsere Kindheitserlebnisse…blah, blah, blah, aufarbeiten, mehr Wellness betreiben, uns in wohlriechendem Rosenöl baden, blah, blah, blah, Düftlämpchen anzünden, entspannend Musik hören, blah, blah, blah. Manche Pflegezeitschriften überschlagen sich in Artikel über „Selbstpflege“ – schlimmstes Blah-Blah. Dabei werden im System immanente Faktoren weggewischt und alles wird auf das nicht-Stress-bewältigendes Individuum abgewälzt. Ergo, Du bist selbst schuld an Deinem Stress. Bezahle mehr Geld für Deine Selbstpflege (beim Psycho, in der Wellness-Fabrik usw.). Die freuen sich über die Dollars. Arbeitgeber und andere können ihre Sklaven-Methoden, miese Organisation usw. Blah-blah, blah… geflissentlich übersehen und das Problem auf das Individuum schieben.

                    Und dann gibt es noch die ganz schlauen, die bei Problemen (zu wenig Personal, zu viele Patienten, usw.) wie eine Leier immer sagen „ICH (betont und mit Trommeln – so richtig Ätzend) habe damit KEIN Problem“ (dabei die Nase rümpfen, verständnislos blicken, warum DU gerade Stress hast.)

                    Meist jung und Karriere-Bewußt und ganz schnell wieder draußen aus der Mühle. Die wandern dann nach Oben und erklären UNS wieder, wie WIR mit Stress umgehen sollen.

                    Zu viele wollen uns „therapieren“, einreden, wir müssten nur unsere Kindheitserlebnisse…blah, blah, blah, aufarbeiten, mehr Wellness betreiben, uns in wohlriechendem Rosenöl baden, blah, blah, blah, Düftlämpchen anzünden, entspannend Musik hören, blah, blah, blah. Manche Pflegezeitschriften überschlagen sich in Artikel über „Selbstpflege“ – schlimmstes Blah-Blah. Dabei werden im System immanente Faktoren weggewischt und alles wird auf das nicht-Stress-bewältigendes Individuum abgewälzt. Pause.
                    Ergo, Du bist selbst schuld an Deinem Stress. Bezahle mehr Geld für Deine Selbstpflege (beim Psycho, in der Wellness-Fabrik usw.). Die freuen sich. Der Arbeitgeber und andere, können ihre Sklaven-Methoden geflissentlich übersehen und das Problem auf das Individuum schieben. Oh, mist, ich wiederhole mich. Trotzdem steigt mir dabei der Kamm.

                    (und behalte Deinen –blöden- Hammer. Watzlawick*) leicht abgewandelt von

                    WomBat.


                    Hammer-Geschichte, Projektion, Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklich seinDr.Dr. Herbert Mück, Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, Coaching, NLP, Depression, Angst, Panik, Trennung, Scheidung, Paartherapie, Psychiatrie, Kassenarzt, Kassenpraxis, Supervision

                    * Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
                    (aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein.)

                    PS noch mal:
                    Hat mit Dir. Liebe Elisabeth, nichts zu tun. Nur mit mir.
                    Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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                      #11
                      AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                      Zu deinen Gedanken eine Gegenfrage: Ich denke, wir gehen konform: alle Kollegen sind der gleichen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Einigen gelingt es sich zu distanzieren, ihre Ziele anzupassen- und ich meine hier jetzt net die "Faulen" sondern die Engagierten. Andere tun sich schwer mit dieser Fähigkeit... und brennen aus.

                      Woran liegt es, dass die einen es können und die anderen daran scheitern?

                      Elisabeth

                      Kommentar


                        #12
                        AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                        Nachtrag:

                        Gestörte Handlungsepisoden
                        Um diese Autonomieeinbußen als Folge gestörter Handlungsepisoden näher zu erläutern, entwickelte Burisch ein Modell für eine ungestörte sowie eines für eine gestörte Handlungsepisode. Bei der ungestörten Handlungsepisode beschreibt der Autor eine anfängliche Zielbildung sowie Handlungsplanung. Während dieser ersten Handlungsentwürfe bilden sich bewusst oder unbewusst verschiedenartige Erwartungen in Bezug auf das Niveau des Zieles, auf den erforderlichen Energie- und Zeitaufwand, auf die Erfolgswahrscheinlichkeiten, auf Chancen und Risiken verschiedener Nebenwirkungen, auf die Instrumentalität des angepeilten Zieles, also auf die Wahrscheinlichkeit, dass die Zielerreichung Belohnungen nach sich ziehen wird (und) in Bezug auf die emotionalen Konsequenzen. (Quelle: Burisch, 1994, Seite 129)

                        Wenn die Handlung ausgeführt wird und das Ziel erfolgreich und planmäßig erreicht wurde, kann man befriedigt zurückblicken und ist motiviert für eine Handlungswiederholung. Der Kerngedanke bei gestörten Handlungsepisoden ist laut Burisch, dass das angestrebte Ziel nur durch zusätzlichen Aufwand (Zielerschwerung) oder gar nicht erreicht werden kann (Zielvereitelung), dass die Zielerreichung nicht mit der erwarteten Belohnung verbunden ist beziehungsweise die Belohnung ganz ausbleibt oder negative Nebenwirkungen auftreten, welche die eigentlich positive Wirkung der Zielerreichung kompensieren. Solche Misserfolge beziehungsweise Störungen des Handlungsprozesses können je nach Verarbeitung zu Burnout führen.
                        http://hilfe-bei-burnout.de/erklaeru...-nach-burisch/
                        Elisabeth

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                          #13
                          AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                          Ich fasse einmal kurz zusammen:

                          "Arbeiten ist nicht schlimm.
                          Hohe Arbeitsbelastung ist nicht schlimm.
                          Schlimm sind die KollegInnen!
                          Ihr bloßes Vorhanden sein führt zur Frustration".

                          "Ziele sind bei den Pflegenden gar nicht vorhanden.
                          Ohne Ziele keine Zielerschwerung und keine Zielvereitelung.
                          Pflegende sind somit nicht frustriert."

                          "Mißerfolge können somit den Handlungsprozess nicht stören.
                          Also kann es auch kein Burnout geben."

                          "Würdigung und Wertschätzung:
                          Gibt es doch, von den Patienten und von den Angehörigen. Kein Grund für Burnout."

                          Warum dann nur hat Monty recht, wenn er sagt:
                          Welcome to our ICU, come in and burn out!
                          ???

                          Viele liebe Grüße
                          fridolin

                          P.S.: Sorry, wenn ich da zeitweilig etwas zynisch klinge... Es trifft zur Zeit meine Grundstimmung...
                          immer gelegentlich manchmal
                          Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

                          Kommentar


                            #14
                            AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                            Zur Sichtweise auf die Kollegen: Es gibt verschiedene Phasentheorien zum Burnout. Neben der bekanntesten nach Freudenberger/ North finde ich ff. für unseren Beruf eher zutreffend:

                            Phasentheorie nach Maslach

                            1. emotionale und körperliche Erschöpfung
                            - Gefühl der Müdigkeit und Erschöpfung wenn nur an die Arbeit gedacht wird
                            - psychosomatische Beschwerden wie Schlaflosigkeit, diverse Schmerzen ohne feststellbare organische Ursachen
                            2. Depersonalisierung
                            - sinkende Empathiefähigkeit und zunehmender Zynismus im Umgang mit Kollegen und Pat.
                            - Rückzug aus dem Team
                            - Reduzierung Der Arbeit auf Notwendigste
                            - Bedürfnisse von Pat. werden als Belastung empfunden
                            - Vermeidung von unangenehmen Situationen wie Veränderungen oder Probleme
                            3. Endstadium
                            - Widerwillen gegen andere und sich selbst
                            - Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit
                            Näheres dazu unter: http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_be...bericht_de.pdf


                            Zu den Zielen: Es geht bei den Zielen net um die Ziele der Allgemeinheit- sondern um deine ganz privaten eigenen Ziele. Deine Ziele weichen strak von den Zielen der Allgemeinheit ab. Du versuchts durch einen Mehraufwand dein- wie heißt es so schön bei den Psychologen- überhöhtes Ziel zu erreichen. Du brennst für dieses Ziel... und die Gefahr auszubrennen steigt.

                            Zur Würdigung und Wertschätzung. Stichwort: Gratifikationskrise- guckst du hier: http://www.dequs.de/seminar/download...pt#306,6,Folie 6 .

                            Wobei sich dann der Kreis schließt: warum haben die einen Probs und die anderen net?
                            These: Letztere sind in der Lage ihre eigene Ziele an die Umgebung anzupassen und haben die Fähigkeit sich selbst mit der Kornernte zufrieden zugeben, wenn das kleine Brötchenbacken noch zuviel ist.

                            Elisabeth

                            PS Ich will net bestreiten, dass das Phlegma der Pflege, wenn es um Veränderung geht, ein Übriges tut, wenns um Burnout geht. ABER:
                            Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
                            den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
                            und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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                              #15
                              AW: Frustrationen im beruflichen Bereich

                              Gestern habe ich etwas zu viel getobt. Verzeihung. Ich bleibe bei der Grundaussage, möchte aber hinzufügen, dass ich das etwas einseitig dargestellt habe.

                              Es ist wichtig etwas über Stressbewältigung zu lernen und im Bedarfsfall für sich selbst etwas zu tun. Auch gibt es gute Programme (wie der Hinweis im Beitrag von Elisabeth – habe mir es besorgt, muss noch lesen – by the way, Danke Elisabeth für das liebe Angebot) dazu. Wer wirklich darunter leidet oder gefährdet ist, sollte nicht davor scheuen sich Hilfe zu suchen.

                              Ich wollte gestern nur sagen, es ist sehr leicht der einzelnen Person zu unterstellen, sie sei selbst daran Schuld und muss halt nur mehr Wellness betreiben. Weil durch diese „Denke“ unsinnige, unnötige Situationen, in denen extremer Stress verursacht schlicht und einfach vertuscht werden. Es gibt Interessengruppen, die sehr daran interessiert sind möglichst nichts zu verändern (in Arbeitsprozessen usw.) und dem Einzelnen einzureden, das Problem wäre bei ihr/ihm. Sie muss nur lange genug in Rosenöl baden – ausschließlich in der Freizeit- , dann wird alles gut.

                              Ohne auf die neuen Beiträge jetzt einzugehen und mein Unwissen über "warum können manchen gut bewältigen, andere nicht" noch offentlich preiszugeben , bleibt bei mir der Gedanke:

                              Die Rahmenbedingungen in unserem Beruf sind verdammt stressig. Kaum jemand interessiert sich dafür. Viele glauben aber anscheinend, wir sind alle Heulsussen, Weicheier usw.

                              Jetzt tobe ich schon wieder. Ich glaube ich muss mal meine Ernährung umstellen oder sonst was für mich tun

                              Grüße, das grummelige WomBat
                              Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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