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MRSA in aller Munde

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    #16
    Mrsa

    Hallo PICCOlina,

    erstmal "Hut ab". :five:
    Was du da beschreibst, würde ich wahrscheinlich nicht sehr lange mitmachen.
    Wir sind durchweg zu 6 Leuten, auch Nachts.
    Der "Durchgang" ist auch nicht gerade gering, aber doch kein Vergleich mit euch.
    Da wir 6-7 Leute sind, hat ein jeder seine 3 Patienten, oft oder sehr oft beatmet und/oder unter CVVHD o.ä. Zusätzlich gibt es noch eine/n "Springer/in", in der Regel Fachschwester für Anästhesie, die die hausinternen Notfälle sowie den Schockraum mit betreut.
    Aber das geht.


    Die Pflegekraft, die die Neuaufnahmen bekommt, kümmert sich grundsätzlich nur um diese, um eine Kreuzinfektion möglichst klein zu halten.
    Du fragst, was unsere Patienten sagen?
    Nichts, bislang hat sich noch keiner beschwert, im Gegenteil.
    Man muss auch sagen, wir haben sehr viele ausländische Patienten, und die kennen das meistens schon von zu Hause her, so z.B. die Holländer
    Aber auch alle anderen waren bisher sehr kooperativ.
    Und leider Gottes haben wir immer wieder mal einen positiven befund; zu 99% "Langlieger" aus unserer oder periferen Kliniken.
    Eigentlich sind ein oder zwei Betten immer isoliert. Aber damit werden wir wohl leben müssen.
    mit freundlichen kollegialen Grüßen

    Michael

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      #17
      Hallo Michael,
      So schlimm empfinde ich das garnicht. Ich bin in Essen tätig und wenn ich mit Kollegen aus anderen Häusern in Essen spreche, ist es bei ihnen ähnlich.
      Vielleicht geht es Euch einfach nur gut.
      Wenn ich mal genauer darüber nachdenke, wie selten wir "Positive" haben, möchte ich doch mal wissen, woran das liegt. Ich habe da so meine Befürchtungen und dann sollte ich wohl besser nicht weiterdenken.....
      Scheint in "meinem Haus" eher eine Sackgasse zu sein :o
      Erzähl mir doch mal, wie Ihr Euch "vermummt". bei uns streiten sich da regelmäßig die "Geister". Beispiel: Perfusorspritze leer: Handschuhe an, reingehen, Spritze wechseln - alles ohne Patientenkontakt. Erst bei Patientenkontakt setzt volle Vermummung ein. Wie handhabt ihr das, wenn z.B. nur 2 Pflegekräfte da wären und "es schnell gehen muss"?

      Gruß Andrea
      -- Anja`s Kids on Ice --
      www.eistheater.de

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        #18
        MRSA, nicht nur in aller Munde

        Hallo Andrea,

        ja, ich glaube, es geht uns "noch" gut.
        Aber die schwarzen Vorzeichen hängen schon wie die Gewitterwolken über uns.
        Den Grad der "Vermummung" bestimmt unser Haus-Hygieniker.
        Die Hygiene-Pfleger/Schwestern haben im europäischen Ausland, so auch bei uns in Luxemburg, einen ganz anderen Stellenwert als ich es aus Deutschland gewohnt war.
        Der "verordnet" auf einemFormblatt, welche Massnahmen wie lange zu ergreifen sind, und man hat sich daran zu halten.
        Also: je nach festgestelltem Keim etwa Handschuhe, Mütze, Mundschutz oder anderes ...
        Er könnte (theoretisch) auch Sanktionen einleiten, wenn seine Verordnungen nicht beachtet werden.
        Allerdings sind unsere beiden Jungs beides Pragmatiker und wissen, was "geht" und was nicht.
        Bei einem Besuch im Zimmer eines MRSA-Patienten ohne Patientenkontakt ist ein Mundschutz sicher nicht notwendig, bei Pseudomonas wird er darauf bestehen.
        (Ausser Nachts, denn dann schlafen die Keime ja! :five: )
        Und es ist genau so, wie du sagst: Seit wir gezielt danach suchen, haben wir auch viel mehr Isolationspatienten.
        Dies ist für uns hier ein zweischneidiges Schwert: Einerseits kostet die Isolation die Kassen einen Haufen Geld, andererseits erhält die Klinik, und somit wir, deutlich mehr Pflegeminuten und damit mehr Geld in Form von Planstellen o.ä.

        Grüße

        Michael
        mit freundlichen kollegialen Grüßen

        Michael

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          #19
          Hallo Michael,
          Du hast Recht, Nachts sind bekanntlich alle Katzen grau!
          In "unserem kleinen, eher familiären Haus" ticken die Uhren immer noch anders. Böse Zungen behaupten, dass Kompetenz nicht so wichtig sei, wichtiger hingegen, wie lange man schon da, und wen man kennt oder mit wem man verwandt ist. Die Hygienestelle ist auch schon lange besetzt
          Also versuche ich es auch immer wieder "auf dem kleinen Dienstweg". Aber Prävention, wie Du sie beschreibst, würde eine Aufstockung des Stellenplans bedeuten. Da wir schon keine neuen Mitarbeiter bekommen, obwohl wir uns recht häufig "totarbeiten" (Das Haus wird gerade komplett umgebaut), glaube ich nicht, dass für uns momentan da Chancen bestehen.
          Schade eigentlich, aber vielleicht gibt es da irgendwann mal eine Art "Gesetz" , dass auch für uns bindend wäre (Prävention betreffend).

          So, gehe jetzt die Keime schlafen legen

          Gruß Andrea
          -- Anja`s Kids on Ice --
          www.eistheater.de

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            #20
            Hallo Andrea !

            Ich glaube das ist genau das gegenwärtige Problem !
            Die wirtschaftlichen Gegebenheiten/Zwänge bestimmen unser "Handwerk" immer mehr ...
            Personal, Hygiene, etc. ...das bleibt leider immer mehr auf der Strecke !
            Man schaut nur noch, wo man kurzfristig sparen kann und verliert dabei aus den Augen, daß diese kurzfristigen Einsparungen sich bald rächen können und dann weitaus höhere Kosten verursachen (- mal ganz abgesehen von unserer Verantwortung gegenüber unseren Patienten)!
            Bei noch soviel Idealismus macht das alles unsere Arbeit oft ganz schön schwer
            ____________



            Viele Grüße von prometheus


            Be kind to nurses. We keep doctors from accidentally killing you !

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              #21
              Mrsa

              Hallo Prometheus,

              wie wahr, wie wahr !

              Aber genau so habe ich unser Krankenhaussystem und leider auch viele unserer Standesvertreter immer wieder kennen gelernt.

              Grüße

              Michael
              mit freundlichen kollegialen Grüßen

              Michael

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                #22
                Was soll ich dazu noch sagen?...
                Das es mal soweit kommt, dass "man" sich so ziemlich alles "bieten lassen muss" und dann noch froh sein muss, überhaupt einen Job zu haben....
                Als ich angefangen habe, konnte ich meinen Arbeitsplatz frei wählen und heute mache ich immer öfter "die Faust in der Tasche". Das Jeder zu ersetzen ist, bekommt man unterschwellig immer mal wieder zu spüren. Und dann soll man auch noch versuchen die "Dinge zu ändern".
                Das zermürbt einen langsam, aber sicher...

                Gruß Andrea
                -- Anja`s Kids on Ice --
                www.eistheater.de

                Kommentar


                  #23
                  Frust

                  Hallo Andrea,

                  ich habe beides erlebt, den Überhang an Pflegedenden wie auch den sog. "Pflegenotstand" Ende der 80er Jahre.
                  Alles schon mal da gewesen.
                  Momentan m"machen" sie noch mit dir, was sie wollen; wer aber mal 5-10 Jahre in die Zukunft schaut, sieht, dass der nächste "Notstand" schon vor der Tür steht.
                  Dann wird man händeringend die Leute, die man heute raus ekelt, händeringend wieder suchen.

                  Grüße

                  Michael
                  mit freundlichen kollegialen Grüßen

                  Michael

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                    #24
                    Ich weiß, was Du meinst. Ich bin auch seit den 80ern dabei.
                    Aber, auch wenn sich das jetzt komisch anhört. Aber manchmal fühle ich mich schon "zu alt für den Sch..."!
                    Und ich werde langsam intolerant. Es nervt mich von deutlich jüngeren Ärzten herablassend behandelt zu werden, weil ich ja "nur" Schwester bin. Dann merken sie plötzlich, oh, die hat Erfahrung und schwenken um ins andere Extrem. Mir wird dann immer schlecht.

                    Sorry, das gehörte jetzt überhaupt nicht zum Thema, hab`mich hinreißen lassen. Vielleicht habe ich schon zu viele Keime im Hirn!

                    Gruß Andrea
                    -- Anja`s Kids on Ice --
                    www.eistheater.de

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                      #25
                      AW: MRSA in aller Munde

                      Ich glaube MRSA- Fälle zu veröffentlichen wäre ein Riesenschwachsinn, da die Patienten ja auch oft "von draussen" mitgebracht werden...
                      was machen Fachkliniken, die ständig Patienten aus anderen Häusern zugewiesen bekommen... MRSA- verdächtige Patienten ablehnen, um den guten Ruf zu wahren?

                      Ich glaube entscheidender ist doch wie intensiv die Patienten auf MRSA gescreent werden und wie konsequent die Massmahmen sind gegen den Keim...
                      Chefarztvisiten mit weissem Kittel im Isolierzimmer sollte auf jeden veröffentlicht werden...

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                        #26
                        Den Keim im Keim ersticken: Prävention von MRSA-Übertragungen

                        Eines der ersten Themen der neuen Zeitschrift "Krankenhaushygiene up2date" unseres Partners Georg Thieme ist die Prävention von MRSA-Übertragungen.
                        Die Autorin Ines Kappstein betont in ihrem gleichnamigen Artikel die herausragende Bedeutung der Standard-Hygiene:
                        "Die strikte räumliche Isolierung ist eine vornehmlich psychologische Maßnahme, um das Verhalten des Personals zu beeinflussen. Die Übertragung von MRSA kommt vorwiegend aufgrund mangelnder Standard-Hygiene zustande. Die strikte räumliche Isolierung von Patienten mit MRSA ist wissenschaftlich nicht substantiiert und soll das Personal dazu anhalten, die an sich bei jedem Patienten erforderlichen Basis-Hygienemaßnahmen einzuhalten."

                        Den 15seitigen Artikel von Ines Kappstein bietet Thieme kostenlos "zum Probelesen" im Volltext an. (hhe)

                        >>> zum Download (PDF, 394 kb) >>>

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                          #27
                          AW: MRSA in aller Munde

                          Die Briten versuchen neue Wege die MRSA-Problematik in den Griff zu kriegen. Antibiotika-Therapie ist das eine, nun wollen sie in einem Versuch mit 300 Patienten und einem neu entwickelten Pyjama, welcher mit Silber beschichtet ist den lieben Keimchen an den Kragen.

                          Anti-MRSA silver pyjamas trialled


                          Pyjamas and bed linen made with silver cloth are being trialled in a hospital to help combat the MRSA superbug.

                          Experts at Barts and The London NHS Trust hope to prove that silver can be used to clear MRSA on the skin and thus protect vulnerable patients. ... mehr
                          QUELLE: BBC News www.bbc.co.uk (06.02.2007)

                          Gruß der Randbayer
                          At a cardiac arrest, the first procedure is to take your own pulse

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                            #28
                            AW: MRSA in aller Munde

                            Jetzt meldet sich einmal ein "Urgestein" zu Worte. Erste Pflegeerfahrung 1977 im Altenheim. Dann ab 1978 Krankenhaus.
                            Gefährliche Infektionskrankheiten waren damals eher selten. Grund: sie wurden nicht erkannt bzw. verkannt.
                            Infektionsprophylaxe? Fehlanzeige.
                            Fieber, Husten, Schnupfen, Heiserkeit? Dann Antibiotika, aber massenweise.
                            Heute.
                            Das Wissen über Infektionskrankheiten hat sich bis in den letzten Winkel vervielfacht. Heute tragen wir häufig Einmalhandschuhe, Mundschutz und Kopfhaube, desinfizieren uns 30.000 mal pro Schicht die Hände und ----> das Ergebnis nennt man MRSA, Clostridien, Novovirus und Co.
                            Seriöse Ursachenforschung? Hmmm, wo?
                            Natürlich erkennen wir gefährliche Infektionskrankheiten viel besser als 1977 und sie werden auch nicht mehr verkannt.
                            Gerade bei MRSA glaube ich, dass ein Screening der gesamten deutschen Bevölkerung eine "Durchseuchung" von 80 bis 100 % ergeben würde. (Seriöse Schätzungen gehen von mindestens 25% aus)
                            Die Frage ist doch lediglich, wie können wir verhindern, dass unsere Patienten sich mit deutlichen Krankheitswert infizieren?
                            Ist es sinnvoll, von jedem Patienten einen Abstrich zu erstellen?
                            Und möchtet Ihr als Personal regelmäßig Eure Abstriche hergeben?
                            Es bleibt das Thema spannend bis zum letzten Keim...
                            Viele infizierte Grüße
                            fridolin
                            immer gelegentlich manchmal
                            Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

                            Kommentar


                              #29
                              AW: MRSA in aller Munde

                              zu fridolin: "Seriöse Ursachenforschung? Hmmm, wo?
                              Natürlich erkennen wir gefährliche Infektionskrankheiten viel besser als 1977 und sie werden auch nicht mehr verkannt."
                              Die Ursachen für MRSA etc. hast Du doch selber gegeben... wesentlich ist doch der früher massenhafte Antibiotika-Einsatz, der Resistenzen gefördert hat (Antibiose nicht nur in der Medizin sondern auch in der Tierhaltung etc.)...

                              "Ist es sinnvoll, von jedem Patienten einen Abstrich zu erstellen?"Die Antwort heisst "ja"... Nachbarländer wie die Niederlande machen es vor... hier wird sehr konsequent gescreent und isoliert... mit der Konsequenz, dass diese Länder (ich glaube auch Skandinavien) die niedrigsten MRSA- Infektionen hat.
                              Das Problem ist dass es dem einzelnen Haus nicht gedankt wird sondern erst mal nur Kosten verursacht, wenn man hier konsequent handelt... nehme ich jedenfalls an.
                              Gruss Volker

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                                #30
                                AW: MRSA in aller Munde

                                Hallo !

                                Ich kann Volker nur beipflichten. Früher hat man mit Kanonen auf Spatzen geschossen und Resistenzen so provoziert. Das Problem hat sich eigentlich schon in der frühen Antibiotikatherapie, Ende der 40er und Anfang der 50er, beim Klassiker Penicillin abgezeichnet. Nur heute im Zeitalter der "Multi"resistenzen, sollte man gezielter mit der "Wunderwaffe" Antibiotikum umgehen. Was auch immer ein Antibiogramm und die Erregerbestimmung kostet, der gezielte Einsatz dieser Medikamentengruppe und die korrekte hygienische Handhabung sollten die Kosten wieder armortisieren.
                                Bei uns werden bei Aufnahme, von jedem Patienten Nasen- und Rachenabstriche gemacht, desweiteren bei jedem der beatmet auf unsere ITS aufgenommen wird, wird endotracheal Sekret in die Mikrobio geschickt. Risikopatienten, die das Profil als Risikopatient der RKI (Empfehlung zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen(MRSA) in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen [veröffentlicht in Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz; 1999-42; 954-958 im Springer-Verlag], erfüllen werden prophylaktisch gescreent und oftmals sofort isoliert. Die Mehrarbeit hat sich schon einige Male bewährt, zumal wir somit den schwarzen Peter von uns weisen konnten.

                                Gruß der Randbayer
                                At a cardiac arrest, the first procedure is to take your own pulse

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