Mich würd mal interessieren wie (und wie früh/spät) in anderen Intensivstationen bei schwerem Lungenversagen/ARDS die Indikation zu Therapieverfahren gestellt werden, die über Rotorest, Bauchlage, Medikamente und konventionelle Beatmung herausgehen - sprich vvECMO, ILA, HFOV und dergleichen.
Ich habe bisher nur auf einer maximaltherapeutischen Station gearbeitet und hier das Gefühl, dass mit solchen Verfahren grundsätzlich bis fünf nach zwölf gewartet wird. Natürlich, Kontraindikationen (ECMO...), aber ich vermute, große Hemmnisse sind 1. die schlechten Auswirkungen auf den OP-Plan (für jeden ECMO/HFO-Pat. geht meistens ein Bett zu) und 2. die Tatsache, das 80% unserer Dienstärzte von diesen Verfahren null Ahnung haben.
So kommt es, dass bei uns Pat. manchmal eher tage- als stundenlang mit 100% FiO2 und Horowitzen von 50-80 rum liegen und ärztlicherseits nicht mehr passiert als die Anordnungen "Bauchlage", "Rotorest", gelegentliche Spielereien am Respirator und irgendwann der Therapieabbruch. An Röntgenbilder müssen wir unsere Ärzte öfters mal erinnern, eine Bronchoskopie erfordert manchmal schon einen Kniefall.
Zum Kontext der Situation: Ich arbeite auf einer Thorax-/Herz-/Gefäßchirurgischen Intensivstation. Wir haben 13 Betten, pflegerisch erreichen wir meistens 1:2-Betreuung mit *einem* Arzt abends/nachts und am Wochenende bzw. 2-3 Ärzten Mo-Fr zu "Bürozeiten".
Von den auf Station diensttuenden Ärzten ist einer stationsleitender OA (FA für Herzchirurgie und kardiologische Intensivmedizin), die anderen sind Assistenten auf dem Weg zum Herzchirurg und damit ohne intensivmedizinische Ausbildung. Anästhesisten (nur im OP) und Intensivmediziner (außer dem OA): Fehlanzeige.
Viele ärztliche Aufgaben werden bei uns von der Pflege übernommen (würd anders auch gar nicht funktionieren): Medikamente (doh!), Steuerung der Beatmung nach BGAs/Auskultation/Rö-Bild inkl. Weaning, Steuerung der CVVHDs nach Volumenstatus und Laborchemie, Steuerung von Sedierung und Analgesie sowie Katecholaminen nach Hämodynamik, allgemein Bedienung der Geräte am Pat. inkl. IABP, ECMO, VAD-Steuereinheiten etc.
Tätigkeiten der Ärzte beschränken sich damit auf Anordnungen, In-/Extubation, Tracheotomie/Dekanülierung, Bronchoskopie, Katheteranlagen und Punktionen, HZV-Messung und die gelegentlichen Not-OPs auf Station.
greets,
Christian
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