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Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

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    #76
    AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

    Zitat von Lutz Barth
    Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: es geht nicht um die Frage der "Daseinsberechtigung" der Pflege - diese ist unbestritten, sondern letztlich um die gewichtige Frage, ob die Pflegewissenschaft eine Wissenschaft ist.
    Ist die Frage wirklich ernst gemeint?

    Ich versuchs mal mit einer einfachen Erklärung. Stichwort: Medizingeschichte.
    In Urzeiten konnte ein "Medizinmann" heilen- egal ob konservativ oder operativ. Mit zunehmenden Wissen musste eine Spezialisierung eintreten. Mittlerweile ist die Spezialisierung soweit gediehen, dass es innerhalb der großen Bereiche Konservativ und Operativ schon wieder soviel Wissen vorhanden ist, dass man sich weiter spezialiseren muss. Niemand würde auf die Idee kommen, die Abdominalchirugie infrage zu stellen weil sie die gleichen Grundlagen wie die Allgemeinmedizin nutzt. Und man würde von einem Hausarzt auch nicht erwarten, dass er selbständig eine Gallenblase entfernen kann.

    Was spricht also gegen eine Pflegewissenschaft- eine Wissenscaft, die aufgrund von Wissen aus Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, Psychologie, Soziologie usw. versucht Handlungsansätze der Pflege zu erklären und auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen?

    Was spricht dagegen, Pflege Vorbehaltsaufgaben zuzuschreiben, die durch die Hochspezialiserung der Medizin nicht mehr abgedeckt werden können durch den Mediziner. Stichwort: klassische Prophylaxe.

    Eine Dekubitusprophylaxe bedarf einer Diagnostik und eines Therapieplanes. Das dies derzeit anhand von Checklisten und Drehbuchstandards erfolgt, ist ein Problem. Es ist kein Fachwissen nötig- man muss nur lesen können.
    Vorbehaltsaufgaben bedeuten für mich eine Festschreibung einer Ausbildungsqualität. Der Patient hat ein Anrecht auf eine hochkompetente Pflegeversorgung.

    Welche Strukturen braucht es dafür? Aus meiner Sucht bleibt da nur die Kammer. Politisch gewollt, muss sie zum entsprechenden Bedarf stehen und diese gesetzlich festschreiben.

    Bei der Neuordnung der Berufe braucht es m.E. diese Struktur. Sonst bleiben wir weiterhin nur Erfüllungsgehilfen oder wie es früher so schön hieß: Heilhilfspersonal.

    Übrigens: ein großer Teil der Pflegespezialisten (siehe P. Benner) hat nie studiert, weil es keine entsprechenden Studiengänge in D gibt sondern ist eher auf autodidaktischen Wissenserwerb angewiesen gewesen.

    Elisabeth

    Kommentar


      #77
      AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

      Zitat von Elisabeth
      Ist die Frage wirklich ernst gemeint?


      Elisabeth
      Guten Tag, Elisabeth.
      Ihre Frage löst ein wenig Verwunderung aus, widmet sich doch die Pflegewissenschaft selbst dieser zentralen Frage.

      Vgl. dazu statt vieler: http://www.oegkv.at/fileadmin/docs/O...5/12/mokry.pdf

      Von daher war der diesseitige Hinweis durchaus ernst gemeint, zumal diese Frage mir nicht unwichtig im Hinblick auf die Professionalisierungsdebatte zu sein scheint.
      Im Übrigen ist diese Frage strikt von der nach der Notwendigkeit einer Verkammerung zu trennen.

      Gruß
      L.B.

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        #78
        AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

        Wieso ist in ihren Augen die Pflegewissenschaft keine eigenständige Wissenschaft? Sagen sie mal beispielsweise einem Pädiater, dass die Pädiatrie keine Wissenschaft ist?

        Elisabeth

        Wissenschaft


        "Der Inbegriff des durch Forschung, Lehre und überlieferter Literatur gebildeten, geordneten und begründeten, für gesichert erachteten Wissens einer Zeit; auch die für seinen Erwerb typische methodisch-systematische Forschungs- und Erkenntnisarbeit sowie ihr organisatorisch-institutioneller Rahmen.

        Hauptziel der W. ist die rationale, nachvollziehbare Erkenntnis der Zusammenhänge, Abläufe, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten der natürlichen wie der historischen und kulturell geschaffenen Wirklichkeit; neben der Erweiterung des Wissens über die Welt liefern vor allem Naturwissenschaft und Technik die Mittel zu vorausschauender Planung und gezielter Veränderung der Wirklichkeit Als Hauptmerkmal der Wissenschaft wird (außer im Marxismus) eine von Wertungen, Gefühlen und äußeren Bestimmungsmomenten freie, auf Sachbezogenheit gründende Objektivität angesehen, welche neben dem methodischen Konsens die Verallgemeinerungsfähigkeit und allgemeine Nachprüfbarkeit wissenschaftlicher Aussagen begründet."

        (dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden; 1988)


        "Gesamtheit der planmäßigen Bemühungen des Menschen, vernunftgemäße Erkenntnisse und wahre, nachprüfbare Aussagen über die Natur und den Menschen zu gewinnen. Die W. als ganzes ist in viele unterschiedliche Wissenschaften (auch Einzelwissenschaften genannt) unterteilt, die nach dem Objekt ihrer Erkenntnis und nach ihrer Methode und Zielsetzung unterschieden und benannt werden; so spricht man von Naturwissenschaften, die ihre Erkenntnisse durch Experimente (Versuche) gewinnen und in mathematisch begründeten Formeln ausdrücken, und von Geisteswissenschaften (alle Wissenschaften, die nicht Naturwissenschaften sind, mit Ausnahme der Mathematik), die weniger auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten als auf historische Einmaligkeiten gerichtet sind und das geistige Schaffen des Menschen in seiner Zeit und seiner Wechselwirkung zur Gesellschaft untersuchen."

        (Duden-Schülerlexikon, Lexikonverlag; 1969)

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          #79
          AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

          Elisabeth,
          ich habe zunächst nur auf die nach wie vor virulenten Probleme der Pflege hingewiesen, die sich bei dem Versuch, eine Wissenschaftsdisziplin zu etablieren, stellen und offensichtlich auch heute noch nicht ganz überwunden zu sein scheinen. Von daher bin ich also noch unentschieden, ob die Pflegewissenschaft eine Wissenschaft ist.

          Vgl. dazu (leider wohl immer noch aktuell):
          Die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Professionalisierung der Pflege.
          Dokumentation einer Fachtagung (1998)
          >>> http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw...ds/ipw-102.pdf

          In der Sache selbst bin ich derzeit eher noch skeptisch bei der Frage, ob die Pflegewissenschaft eine Wissenschaft ist, da diese ohne Frage interdisziplinär angelegt ist, gleichwohl aber ihre wesentliche Impulse meinem Eindruck nach aus den "Bezugswissenschaften" erhält und somit ein "eigenständiges Profil" in den zentralen Fragen derzeit noch nicht so recht auszumachen ist - es sei denn, wir begreifen den spezifisch interdisziplinären Ansatz - also die leidige Frage nach der "Ganzheitlichkeit" - als das zentrale Anliegen, was die Pflege und damit die ihr sich widmende Wissenschaft auszeichnen soll (mal davon abgesehen, dass eine Akademisierungswelle stattgefunden hat)

          Hier liegt aber die Gefahr begründet, dass die Pflegewissenschaft unter ihrem "Dach" im Wesentlichen unter dem Aspekt der Multidisziplinarität vielfältige "Light-Elemente" anderer Wissenschaften vereinigt und unter diesem Mixed gleichsam der Anspruch nach einer Universalität verborgen ist, der aber eben nur ein trügerischer ist. Wir können dies sehr schön an der Neuordnungsdebatte beobachten, wo die Pflege expressis verbis die Substitution genuin ärztlicher Aufgaben einfordert. Es verbleibt dabei - wo will die Pflege hin und worauf soll sich künftig auch die Pflegewissenschaft konzentrieren? Auf eine Absicherung der "Light-Medizin" durch pflegerische Sonderstandards, die dann widerum in der Folge mit thematisch einschlägigen Leitlinien, Richtlinien oder Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften oder des G-BA konkurrieren?

          Ist es Zufall, dass der Pflegewissenschaft eine herausragende Bedeutung für die Professionalisierung der Pflege beigemessen wird, gleichwohl aber eben ein stückweit die Professionalität in der Übernahme von Tätigkeiten aus einer anderen Wissenschaft zu bestehen scheint?

          Nun - wir werden sicherlich dazu noch weiter denken müssen und mit der Modellklausel im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz dürfte hierzu auch der Weg geebnet sein.

          Es werden dann nämlich ganz praktische Fragen auf einer anderen Ebene zu diskutieren sein: Pflege bewegt sich auf "gleicher Augenhöhe" mit einer anderer Disziplin und damit zeichnet sich ab, dass bisherige "Haftungsprivilegien" aufgegeben werden müssen, wie z.B. im Hinblick auf die Haftung bei einer OP-Lagerung, die wohl künftig als vollbeherrschbares Risiko nicht nur des Chirurgen/Anäthesisten zu qualifiizieren wäre, sondern eben auch des zuständigen OP-(Pflege)Personals. Künftig werden sich also bei einer Übernahme genuin ärztlicher Aufgaben zwei Berufsgruppen auf horizontaler Ebene mit den entsprechenden Haftungsfolgen begegnen und da macht es schon fast keinen Unterschied mehr, ob die Pflegewissenschaft eine Wissenschaft ist oder nicht. Diese Frage mag dann in der Folge nur noch von besonderem akademischen Interesse sein, während demgegenüber die konkreten Rechtsfragen im Einzelfall der "Pflege als Disziplin" ein Gepräge geben, wonach jedenfalls die medizinische Behandlungspflege trotz ihres ganzheitlichen Ansatzes sich an dem Haftungshorizont der ärztlichen Primärpflichten der (Pflege)Anamnese, (Pflege)Diagnose, Indikation und (Pflege)Therapie ausrichten wird. Die Pflege ist also in der Tat emanzipiert - auch und gerade mit Blick auf die Rechtsfolgen.

          Gruß
          L.B.

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            #80
            AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen

            Ich glaube, ich werde mich hier mal Durchkämpfen (müssen)


            Zuversichtlich bleibe ich dabei, dass die PW auch hierzulande aus den Kinderschuhen wachsen wird.

            Stell Dir eine Gesellschaft vor, die auf "wissende" Pflege verzichten möchte...

            LG, WomBat, muss weiterlesen und denken
            Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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              #81
              AW: Pflegeassistenten statt Krankenpfleger/innen



              Die wissenschaftliche Disziplin der Pflege

              Grüße, WomBat
              Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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