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Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

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    #61
    AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

    Irgendwann beginnt sich eine Diskussion im Kreis zu drehen.

    Deswegen hier der Versuch der Zusammenfassung der Beiträge und die sich daraus ergebenden möglichen Forschungsaufträge:

    1. Die Anwesenheit von Angehörigen hat möglicherweise auf dieselbigen positive Auswirkungen: postuliert wird, daß Angehörige sich eingebunden und besser informiert fühlen, nah beim Patienten sein können, merken, daß alles für ihn getan wird. Ausserdem wird sichergestellt, daß das Team würdevoll (soweit dies die Maßnahmen zulassen) mit dem Patienten umgehen. Entscheidungen, wann aufzuhören ist, können möglicherweise zusammen getroffen werden. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, Abschied zu nehmen.
    2. Die Anwesenheit der Angehörigen hat für diese selber möglicherweise negative Auswirkungen: sie werden von dem Gesehenen möglicherweise traumatisiert. Auch wenn sie vorher dabei sein wollten, merken sie erst im Verlauf, was es bedeutet, bei einer CPR anwesend zu sein. Möglicherweise behalten sie das blaue, marmorierte Gesicht, das Alarmieren der Geräte und die Thoraxmassage immer vor den Augen. Möglicherweise werden sie während der CPR hysterisch und stören den Ablauf und die Konzentration- ist niemand da zur Betreuung, ist die Gefahr evtl. erhöht. Möglicherweise akzeptieren sie kein Aufhören der Rea-Maßnahmen wegen Exitus. Es ist möglich, daß sie aufgrund der für sie als brutal empfundenen Herzmassage bitten, die CPR frühzeitig abzubrechen, obwohl aus medizinischer Sicht Hoffnung besteht, weil sie das Leiden nicht mehr ertragen können.Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Angehörige bei der Mitentscheidung aufzuhören, nicht überfordert werden.

    3. Die Anwesenheit der Angehörigen hat möglicherweise negative Auswirkungen auf das Team: die Konzentration wird gestört; insbesondere unerfahrene Kräfte fühlen sich überfordert mit der Doppelbelastung CPR-Angehörigenbetreuung bzw. Beobachtet werden durch Angehörige. Die Situation entspannende, evtl. sogar humorvolle Sprüche, die nicht in böser Absicht, sondern dazu geäussert werden, um das Team in dieser Extremsituation zu entlasten, werden unpassend, die Situation verkrampft dadurch evtl.! Es besteht die Gefahr, daß Situationen wie eine schwierige Intubation etc. durch die Anwesenheit erst Recht außer Kontrolle geraten.

    Fazit:

    Alle genannten Faktoren sind ernst zu nehmende Aspekte und sollten als Diskussionsgrundlage ernst genommen werden. Da sie teilweise widersprüchlich sind, erscheint es kaum möglich, die pauschale Antworten zu finden. Das heisst, daß sich entsprechende Entscheidungen wohl nur von Fall zu Fall lösen lassen. Die Frage, die beantwortet werden muss, ist, nach welchen Kriterien entschieden werden sollte. Dazu schlage ich, soweit noch nicht vorhanden, folgende Forschungsfragen vor:

    1. Möchten Angehörige überhaupt an der CPR teilnehmen und wenn ja, warum?
    Sind sie sich dabei auch dessen bewußt,was sie erwartet?
    2. Unter welchen Bedingungen ist es aus Sicht des Teams möglich, eine solche Anwesenheit leisten zu können?
    3. Welche Erfahrungen gibt es in Bezug auf Anwesenheit von Angehörigen (Erfahrungen aus dem Ausland, aus Deutschland, aus dem Rettungsdienst etc.) Welche Schlussfolgerungen lassen diese Erfahrungen zu?
    4. Was ist die Sicht der Ärzte? Würden sie unter welchen Bedingungen Angehörige zulassen?
    5. Welche Kriterien lassen sich insgesamt aufstellen zur Entscheidung für oder gegen eine Anwesenheit von Angehörigen bei der CPR.


    Insgesamt betrachtet kann man zu Schlussfolgerungen kommen wie man will. Wichtig ist immer, daß das gesamte Team mit der Entscheidung zur Anwesenheit von Angehörigen einverstanden ist und sie mitträgt.

    Volker

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      #62
      AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

      Hallo,
      Zitat -
      Was ist die Sicht der Ärzte? Würden sie unter welchen Bedingungen Angehörige zulassen? - Zitat

      Nach welcher Rechtsgrundlage darf ein Arzt die Angehöigen wegschicken ?
      Bitte nennen Sie mir die juristische Quelle ?

      Nur weil jemand Arzt ist ist er nicht allmächtig .
      Grüsse T.

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        #63
        AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

        Wie meinen? Volker

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          #64
          AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

          @ tip - top
          Ich verstehe diesen Beitrag nicht!
          1.: ... ich habe in einer entspr. Situation Angehörige gebeten den Raum zu verlassen...
          2.: ... die Entscheidung traf ich - und bin bereit dafür jede Konsequenz zu tragen...
          3.: der Arzt ist mir gegenüber Weisungsbefugt - will er meine Entscheidung nicht tragen, hat er die Option diese zu berichtigen...
          ?
          Rechtsgrundlage:
          In dem Moment wo ich mich nicht mehr in der Lage sehe, eine adäquate Versorgung zu gewährleisten und tätig werde, handle ich strafbar - fahrlässig!
          Und wenn ich der Meinung bin das eine vermeidbare Angehörigenanwesenheit dies begründet -?-
          LG

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            #65
            AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

            Vieleicht ist diese Sache wirklich mal "forschungsmäßig" zu betrachten. Da ich keinen "Draht" zur Pflegeforschung habe kenne ich auch die Vorgehensweise in so einem Fall nicht.
            Ich denke weiterhin, dass es einfach Situationen gibt, wo ich die Anwesenheit von Angehörige bei einer CPR als vernünftig ansehe und andere Beispiele wo ich mir keine Anghörigen dabei vorstellen kann.

            Z.B. bei einer Säuglingsreanimation habe ich einmal versucht (im RD), die Mutter aus dem Zimmer zu geleiten da ich merkte, dass sie gleich kollabierend neben dem Wickeltisch gelegen hätte. Es ging nicht. Sie ließ es nicht zu.

            Bei einem Schwerstverbrannten nach Wohnungsbrand und 80% Verbrennung 2-3° haben wir keine Angehörigen auf unsere Station gelassen da der Anblick während der Reanimation unerträglich gewesen wäre.

            Ein Mann mittleren Jahres wird unter Reanimation zu uns auf die ITS verlegt. Z.n. Hernien OP und nun Lungenembolie. Anlaufen der Lysetherapie. Während dieser Zeit kontinuierliche CPR. Bis die Lysetherapie anschlägt vergehen 60min. Ehefrau steht draußen vor der geschlossenen Tür. Hier haben wir, gemeinsam im Team, beschlossen die Ehefrau herein zu holen.

            Gruß
            Heike
            Wer zuletzt lacht stirbt fröhlich

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              #66
              AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

              Hallo, @all!
              Schöne Diskussion.
              Der Beitrag von volkerallwicher sagt schon Einiges.
              Aber in der gesamten Diskussion, auch in der ansonsten guten Zusammenfassung von volkerallwicher fehlt mir etwas.
              Was, bitte, ist mit dem mutmaßlichen Willen des Patienten?
              Wenn wir den nicht beachten, machen wir uns strafbar!
              Und der kann eben nicht sein: Angehörige `raus!
              Oder möchtet IHR EURE Angehörigen aus Eurem "Sterbezimmer" verwiesen wissen?
              Außerdem bin ich doch sehr verwundert, dass die "Forschungen" von Frau Kübler-Ross offensichtlich in Vergessenheit geraten sind. Auch wenn ihre Arbeiten aus heutiger Sicht kritisch betrachtet werden, so sollte dadurch doch in unseren Köpfen eines klar gestellt sein: Menschen nehmen auch in Extremsituationen wie Reanimationen ihre Umwelt bis zu einem gewissen Grad wahr.

              Und dann wollt ihr den Patienten die Anwesenheit der Angehörigen verweigern?

              Viele liebe Grüße
              fridolin
              immer gelegentlich manchmal
              Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

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                #67
                AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                Hallo Fridolin,

                sehe es inzwischen wie du. Der Patient ist natürlich das Maß
                der Ding. Die Pflegekräfte können am ehesten herleiten, wie sein mutmaßlicher Wille ist. Erst wenn der Angehörige die Arbeit aktiv behindert oder selbst hilfebedürftig wird besteht Handlungsbedarf. Sollte der Patient die Anwesenheit nicht wünschen gilt auch das.
                Wenn mein Kind reanimiert wird, möchte ich den sehen, der mich aus dem Zimmer bekommt.

                Sören
                wat mut dat mut

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                  #68
                  AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                  Zitat von Sören Lösche
                  Erst wenn der Angehörige die Arbeit aktiv behindert oder selbst hilfebedürftig wird besteht Handlungsbedarf. Sollte der Patient die Anwesenheit nicht wünschen gilt auch das.
                  Wenn mein Kind reanimiert wird, möchte ich den sehen, der mich aus dem Zimmer bekommt.

                  Mit diesem Statement ist eigentlich alles gesagt! Ich habe Reanimationen bisher nur bei Kindern erlebt und ganz häufig waren die Eltern anwesend oder sie sind freiwillig rausgegangen. Das machen Eltern meist ganz intuitiv, ganz so wie sie es ertragen können. Mit Prinzipien (Keine Angehörige bei Reanimationen, oder auf jeden Fall Angehörige bei Reanimationen) ist dieser Diskussion nicht geholfen. Hier müssen wir, wie bei vielen anderen Dingen unserer täglichen Arbeit ganz individuell entscheiden.
                  Wäre ich in der Nähe bei der Reanimation eines nahen Angehörigen, dann bekäme mich niemand von seiner/ihrer Seite.
                  Da wäre ich genauso kompromißlos wie bei den immer noch praktizierten Besuchzeiten auf Intensivstationen, die ich nicht einhalten würde, wenn ein Angehöriger mich an seiner/ihrer Seite brauchen würde.

                  Liebe Grüße
                  Tildchen

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                    #69
                    AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                    Zitat von fridolin: "Zusammenfassung von volkerallwicher fehlt mir etwas.
                    Was, bitte, ist mit dem mutmaßlichen Willen des Patienten?
                    Wenn wir den nicht beachten, machen wir uns strafbar!
                    Und der kann eben nicht sein: Angehörige `raus!
                    Oder möchtet IHR EURE Angehörigen aus Eurem "Sterbezimmer" verwiesen wissen?
                    Außerdem bin ich doch sehr verwundert, dass die "Forschungen" von Frau Kübler-Ross offensichtlich in Vergessenheit geraten sind. Auch wenn ihre Arbeiten aus heutiger Sicht kritisch betrachtet werden, so sollte dadurch doch in unseren Köpfen eines klar gestellt sein: Menschen nehmen auch in Extremsituationen wie Reanimationen ihre Umwelt bis zu einem gewissen Grad wahr. Und dann wollt ihr den Patienten die Anwesenheit der Angehörigen verweigern?"


                    Meine Antwort: Kübler-Ross ist nicht in Vergessenheit geraten, aber läßt sich ein "normaler" Sterbeprozess mit einer CPR-Situation vergleichen? Ich denke nicht: zum einen nicht aufgrund der eventuell traumatisierenden Bilder und zum anderen, weil wir ja die Rea nicht machen, damit jemand stirbt, sondern dafür, daß er es überlebt...
                    Gruß, Volker
                    Zuletzt geändert von volkerallwicher; 07.03.2008, 18:30.

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                      #70
                      AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                      Zitat von Sören Lösche
                      Hallo Fridolin,

                      sehe es inzwischen wie du. Der Patient ist natürlich das Maß
                      der Ding. Die Pflegekräfte können am ehesten herleiten, wie sein mutmaßlicher Wille ist. Erst wenn der Angehörige die Arbeit aktiv behindert oder selbst hilfebedürftig wird besteht Handlungsbedarf. Sollte der Patient die Anwesenheit nicht wünschen gilt auch das.
                      Wenn mein Kind reanimiert wird, möchte ich den sehen, der mich aus dem Zimmer bekommt.

                      Sören
                      Das Argument mit dem eigenen Kind kann ich sehr gut verstehen... überhaupt scheinen die Erfahrungen immer in die Richtung zu gehen, daß Anwesenheit bei Kinder-Rea eher normal ist. Kann das sein?

                      Aber: warum können Pflegende besonders gut herleiten, was der Wille des Patienten ist, Sören?

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                        #71
                        AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                        Lieber volkerallwicher,
                        bitte kennzeichne doch in Deiner obigen Antwort das Zitat von mir.
                        Es erleichtert das Lesen.
                        Vielen herzlichen Dank
                        fridolin
                        immer gelegentlich manchmal
                        Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...

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                          #72
                          AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                          Positionspapier der Europaer zum Thema



                          The Presence of Family Members during Cardiopulmonary Resuscitation

                          European Joint Position Statement



                          WomBat

                          PS bitte Lesen
                          Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

                          Kommentar


                            #73
                            AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                            Zitat von Monty
                            Hallo,

                            (Kultur-)Kreisen gewachsen sind, wie z.B. die Einstellung der Wiener zur Autopsie, etc.

                            Gruß,
                            Monty
                            Lieber Monty!
                            Darf ich fragen was die Wiener für eine Einstellung zur Autopsie haben. Oder meinst Du die generelle Einstellung der Wiener zum Tod? Dann erklärt es sich glaub ich....

                            Aus dem Rettungsbereich (Krisenintervention) weiß ich, dass Angehörige bei Reanimationssituationen vielfach dabei sind. Wichtig ist dabei, wie ja schon in den Beiträgen ober mir erwähnt wurde, die Situation den Angehörigen genau zu erklären. Für diese kann es gut sein, dabei zu sein, damit sie sehen, dass alles getan wird. Auf der Station schicken wir sie raus. Ich seh es so ein bißchen 2schneidig. Solange Du jemanden hast, der sich um sie kümmert ist es kein Problem. Auch vielleicht wenn Du niemanden hast. Nur behindern dürfen sie dich nicht. Aber diese akut durchdrehenden Angehörigen wie wir sie aus "E.R:" kennen sind ja ein Seltenheitsbild.
                            wieder hier....

                            Kommentar


                              #74
                              AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                              Implementations Protokoll (von AACN)

                              Protocol Implementation of Family Presence during Cardiopulmonary Resuscitation and Procedures in an Adult ICU
                              By: Amy Carter & Kim Lester; Southern Ohio Medical Center, Portsmouth, Ohio



                              http://classic.aacn.org/AACN/NTIPoster.nsf/469a9ec8b8ff5d28882569760054fa1d/0fbc937f187ef50b882574180060aed3/$FILE/2008CSACarter.htm

                              WomBat, jetzt wird's ernst
                              Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

                              Kommentar


                                #75
                                AW: Anwesenheit von Angehörigen während der CPR

                                Zitat von Schnoeps
                                Liebe KollegInnen,

                                ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema "Anwesenheit von Angehörigen während der CPR". Ich würde gerne von Euch wissen, ob Ihr schon Erfahrungen damit gemacht habt und wenn ja welche. Dazu habe ich einen Online-Fragebogen erstellt, der unter
                                Bid on the RGP-Domain fragebogen-tool.de. Bid now from and secure the domain at an early stage!

                                abrufbar ist.
                                Bitte füllt alle (auch die ohne Erfahrungen) den Fragebogen aus!!
                                Vielen Dank.

                                Stefan Köberich (Freiburg i.Br.)
                                Also hiermit fordere ich die engagierten Kollegen, die sich mit diesem heiss diskutierten Thema beschäftigen auf, dies mal öffentlich kund zu tun...
                                eine Möglichkeit wäre hier...



                                ein solcher Kongress muss ja nicht immer nur mit medizinischen Perspektiven angefüllt sein, ein pflegerischer Vortrag zur Sicht der Angehörigen ist sicher eine interessante Ergänzung... also los und bewerben!!!

                                Gruß, Volker

                                Kommentar

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