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Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

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    Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

    Als junger Anästhesist reduziert er den Sauerstoff am Beatmungsgerät eines Krebspatienten. Er lässt ihn sterben. Bis heute hat er sich das nicht verziehen. Die taz von heute berichtet aus dem Krankenhausalltag - von einem Arzt, der anonym bleiben möchte. >>> weiter >>>

    taz Nr. 7611 vom 10.3.2005, Seite 13, 199 Zeilen (TAZ-Bericht)

    #2
    AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

    Beeindruckender Artikel.
    Ist das jetzt der Meineid des Hippokrates oder moralisches Handeln oder lediglich die Erfüllung gemutmasster Patientenwünsche???

    Mich würde interessieren, wie das die Kollegen sehen...

    Osti

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      #3
      AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

      auf jeden Fall schneiden "WIR" dabei auch nicht undedingt gut ab.

      --> Arzt tötet Patient auf Anraten einer Intensivschwester

      Macht nicht unbedingt den Besten Eindruck....

      Die Rechtsprechung ist hier auf jeden Fall eindeutig...



      grünkittel
      im Moment erstmal blass um die Nase

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        #4
        AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

        in der tat ein sehr beeindruckender artikel!

        ein arzt am beginn seiner laufbahn trifft eine solche entscheidung, kann sie verständlicherweise nicht verarbeiten und versucht einen teil seiner schuld an die pflegekräfte abzugeben. hätte diese teilschuld juristische relevanz???
        ich glaube nicht.
        meiner meinung nach hätte es nicht zu dem 'vorschlag' kommen dürfen, und der arzt hätte nicht darauf eingehen dürfen. auch die art und weise, wie es dann geschehen ist, empfinde ich als vorsätzlich und kriminell.

        mfg, madi
        Die Absicht bestimmt die Sicht.

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          #5
          AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

          Für die Intensivschwester(n) hätte das sicherlich keine juristische Konsequenz, denn erstens ist jeder für sich selbst handlungsverantwortlich, zweitens würde sie abstreiten, diesen Rat jemals erteilt zu haben, und wenn ihr das nicht gelänge, könnte sie vermutlich so argumentieren, dass ja für gewöhnlich Ärzte keine Ratschläge von Schwestern annehmen und blablabla.

          Natürlich hinken diese Argumente.

          Wie würde diese Sache aber ausgehen, wenn die Konstellation andersherum wäre? Würde der Arzt die Schwester decken? Oder ans Messer liefern?
          Berufspolitisch sicherlich eine Diskussion wert...

          Die andere Frage ist aber, wie sicher sind unsere Patienten auf einer Intensivstation, wo junge aufstrebende Ärzte (und vielleicht auch Schwestern/Pfleger) ethisches Handeln ausprobieren wollen, und dennoch meilenweit daran vorbei sind?


          Osti

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            #6
            AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

            Auch ich fand den Artikel sehr bewegend.

            Niemals hätte das passieren dürfen, mir graut es davor, einmal einen Angehörigen auf einer Intensivstation liegen zu haben und so etwas könnte vorkommen.

            Ich finde es mutig (auch wenn er anonym bleibt) und wichtig von diesem Arzt die Geschichte in aller Deutlichkeit zu erzählen - macht einfach mal wieder nachdenklich.

            Es gibt halt auch Schattenseiten der Sterbehilfe (wobei hier ja sogar noch von einem vorhandenen Sterbewunsch ausgegangen worden ist) ....

            Viele Grüße aus Schwaben,
            Rainer.
            ...not sleeping...but relaxed...

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              #7
              AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

              Denk, Nachdenk, Nachdenklich werden.

              Was der Arzt schreibt, überrascht mich nicht. Er beschreibt eine von vielen subtilen Copingstrategien des Personals*.
              Ich finde es ganz gut, dass er dieses öffentlich tut. Vielleicht wird eine Diskussion in und außerhalb des Krankenhauses darüber angeregt.
              Der Artikel ist "vorsichtig" angelegt - damals gab es keine oder selten Trendaufzeichnungen, Ethikkommission war ein Fremdwort, Order des Chefs so gut wie Heilig, Wünsche eines Betroffen (Wie bitte?), Leitlinien des Hauses? Ha! Desto Heiliger, desto Fragezeichen (nur so am Rande bemerkt). Desto Staatlicher, desto Egaler. Damals.

              Da sind so ein Paar arme Schw---e im Nachtdienst, sollen Order befolgen während sie im Herzen ganz anders Fühlen und im Kopf ganz anders Denken, weil sie ein größeres Bild des Betroffenen im Kopf haben. Die eine ist müde, der andere überfordert, oder umgekehrt. Es ist aber niemand da, der mit Ihnen darüber spricht, der versucht die Zweifel nachzuvollziehen, der praktische Hilfe anbietet oder gar die Angehörigen vor Ort bittet um sich an einer Entscheidung zu beteiligen. Niemand der STOP sagt. Niemand der sagt, wenn das oder das passiert ruf mich an (eher heißt es, verdammt, wieso störst Du mich in der Nacht?) Niemand, der vorausschauend denkt (trotz großer Erfahrung) und einen Wenn-Dann Plan aufstellt. Es wird dem Nachtdienst völlig überlassen, wie sie handeln. Wo ist hier die Führung, wo sind die Philosophien und die viele beschwörte Leitbilder, die auch früher zwar ungeschrieben, aber doch Aushängeschild (Hier herrscht Menschlichkeit und so)? Keiner fragt nach. Ende ist Ende, auf dem Schein steht schon, was passiert ist.

              Damals. Gab es keine gedruckten Leitbilder. Auch keine Trendaufzeichnungen. Bitterer Nachgeschmack: Es ist eher "Sicher", so etwas im Nachhinein zu behaupten und andere mithineinzuziehen (ich fragte mich am Ende des Artikels, ob diese Reflektion auch Selbst-Verantwortlich war? Mir fehlte so 'was wie die Einstellung, "und ich hätte auch mehr denken sollen oder können....")

              *Vor längere Zeit habe ich etwas von einem anderem Land gelesen. Da taucht der Begriff "snowing-in" auf. Auch eine Copingstrategie (von vielen).

              Heute ist das alles anders.

              Oder doch nicht? Wo ein unbeliebter Weg, da auch eine Abkürzung oder anderer Weg.

              WomBat, findet die vorherigen Beiträge gut, da sie alle nachdenlich sind
              Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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                #8
                AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                Hallo,
                Auch ich reibe mich häufig an der Thematik auf:

                Wer erhebt sich über Leben und Tod? Spielt Gott? Die "Gläubige" in mir rebelliert.

                Wer unterstützt, forciert und verlängert das Leiden? Der "Mensch" in mir rebelliert.

                Wer gibt jede Hoffnung auf? Wer weiss, wann es wirklich keine Möglichkeit mehr gibt ? Die "Angehörige" in mir rebelliert.

                Da können wir nix mehr machen, sagt die "Schwester" in mir.

                "Meine Station" ist eine Hämatologische. Hier sterben junge Menschen - häufig - und sie sterben grausam! Da liegt ein Mensch, der gerade die Schule abgeschlossen hat, die Eltern sitzen am Bett. Hilflos und unsagbar wütend.
                Wie soll ich mich verhalten? Bin ich Schwester, gläubige Christin,Mutter oder einfach nur Mensch? Die Rolle wechselt ständig.
                Wir bekommen Hilfe, damit wir helfen können. Dem Patienten, den Angehörigen und auch uns selbst. Wir haben Mitarbeiter aus Hospitzgruppen, Psychologen und Ordensleute an unserer Seite. Wir alle gemeinsam, mit Patient und Angehörige reden über das Leben und den Tod.
                Und so gelingt es uns meistens einen Menschen würdevoll hinüberzugeleiten, wohin auch immer.
                Das bedeutet aber auch, dass es Situationen gibt, wo dann zB. die Katecholamine nicht mehr hochgedreht werden. Das ist dann wohl Sterbehilfe, oder schon unterlassene Hilfeleistung, oder wie auch immer die Juristen es nennen wollen. Ich nenne es Hilfe würdig zu Sterben.
                Alle stehen am Bett und gehen den letzten Weg mit dem Patienten und den Angehörigen gemeinsam. Die eigentlich so notwendige "Distanz" verschwindet. Es ist nicht schlimm, wenn Arzt, Schwester, Angehöriger und jeder andere Anwesende weint - immerhin verlieren wir ein Menschenleben.Wir können das Leid teilen, jeder ein bischen, das macht es erträglicher und das ist für mich Sterbehilfe.

                Wie geht ihr damit um?

                PICCOlina
                -- Anja`s Kids on Ice --
                www.eistheater.de

                Kommentar


                  #9
                  AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                  Piccolina hat vollkommen Recht.
                  Der Gläubige, der Mensch, der Angehörige und der Pfleger rebellieren und kämpfen um die Oberhand.
                  Recht hat jeder, nur gewinnen kann keiner.

                  Piccolina, ihr habts da noch recht gut, dass ihr bei solchen Dingen Begleitung habt.
                  Wir bleiben mit dem Sterben unserer Patienten weitgehend alleine, tragen die Geschichten unserer Patienten mit nach Hause und erzählen sie unseren Partnern.

                  Osti

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                    #10
                    AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                    "Alle stehen am Bett und gehen den letzten Weg mit dem Patienten und den Angehörigen gemeinsam. Die eigentlich so notwendige "Distanz" verschwindet. Es ist nicht schlimm, wenn Arzt, Schwester, Angehöriger und jeder andere Anwesende weint - immerhin verlieren wir ein Menschenleben.Wir können das Leid teilen, jeder ein bischen, das macht es erträglicher und das ist für mich Sterbehilfe."

                    @piccolina: du sprichst mir aus der seele, an dieses bett könnte ich mich auch stellen.

                    @wombat:auch den nagel auf den kopf getroffen!

                    lg, madi
                    Die Absicht bestimmt die Sicht.

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                      #11
                      AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                      Ich finde den Artikel gar nicht so beeindruckend. Ich finde, er trieft zum Teil vor Selbstmitleid. Der arme Herr Doktor der sich von den erfahrenen Schwestern bequatschen lässt und das ableben seines Patienten entscheidet.
                      Wie wäre es mit Kommunikation im Vorfeld gewesen? Das erleichtert Entscheidungen jeglicher Art ganz erheblich!!!
                      Aber Nein, der Herr "Ich - treffe - immer - die - richtigen - Entscheidungen" setzt sich kurzerhand während der OP über den Wunsch des Patienten hinweg und macht einfach das, was er für richtig hält und überlässt die Entscheidung über das weitere wohlergehen einem unerfahrenen Anästhesisten der es bedauerlicherweise versäumt hat, sich rechtzeitig bei seinen Oberen und den Angehörigen darüber schlau zu machen, "was ist wenn"...!
                      Ich bin der Meinung, daß derartige Situaionen nicht auftreten müssen. Das sind letzlich alles Dinge, die vorher geklärt werden können. Reden mit allen Beteiligten gibt Sicherheit für alle Beteiligten - und es bedeutet gar nicht mal soviel Aufwand!

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                        #12
                        AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                        Ich finde den Artikel gar nicht so beeindruckend. Ich finde, er trieft zum Teil vor Selbstmitleid. Der arme Herr Doktor der sich von den erfahrenen Schwestern bequatschen lässt und das ableben seines Patienten entscheidet.

                        Das stimmt, und gerade das ist beeindruckend, finde ich. In der Hauptsache spiegelt dieser Artikel aber wider, was jeden Tag und überall immer wieder vorkommt. Die Nöte und Ängste aller Beteiligten.
                        So ein Artikel regt doch mal wieder an, sein eigenes Handeln genau unter die Lupe zu nehmen. Wir töten zwar keine Patienten, aber mal Hand aufs Herz: Wer tut oder tat nicht irgendwann einmal etwas, weil er dachte, es sei richtig, und es hat sich dann als falsch erwiesen???

                        Osti

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                          #13
                          AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                          Moin Pro-po-fol!
                          Das ist sicherlich richtig und unbestreitbar! Mir geht es einfach darum, daß solche Situationen wie dort beschrieben grundsätzlich vermeidbar sind, wenn denn vorher nur ordentlich miteinander kommuniziert wird! Dadurch veringert sich der Druck für alle Beteiligten und die Entscheidungsfindung wird viel einfacher. So ist es letzlich vollkommen unbefriedigend. Der Anästhesist hat in Zukunft wahrscheinlich ein "Entscheidungstrauma", die Kolleginnen werden in Zukunft womöglich immer den Mund halten und alles auf den Anästhesisten abwälzen und der Herr Chefarzt wird sich auch weiterhin über explizite Patientenwünsche hinwegsetzen...!
                          Übrigens finde ich, daß man in dieser Situation richtig entschieden hat, zumindest nachdem was aus dem Artikel hervorgeht!

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                            #14
                            AW: Wenn ein Arzt zum ersten Mal tötet

                            Hallo,

                            Entscheidungsfindung..... schönes Wort
                            Allerdings geht es um ein Menschenleben, das sollten wir gerade als "Profis" nicht vergessen.

                            Der Artikel sagt zu wenig über die Umstände aus, ich glaube, das sollte er auch garnicht. Fällt für mich eher in die Rubrik: Oh, mein Gott, was es alles gibt, ich sags ja, die im Krankenhaus, die machen mit dir, was sie wollen!
                            (Diesen Satz habe ich geklaut- von einem 76 jährigen Patienten)

                            @ Tempo: "Gas" runterdrehen gibt es bei uns nicht. Wir eskalieren "irgendwann" nicht mehr. Wenn ich den 02 so runternehme, dass der Patient innerhalb einer Schicht daran verstirbt, dann ist das für meinen Geschmack zu "aktiv" (Das Wort "Mord" finde ich, hat in der Pflege nichts verloren)

                            Gruß PICCOlina
                            ich glaube Frauen sehen "diese Sache" sowieso viel emotionaler
                            -- Anja`s Kids on Ice --
                            www.eistheater.de

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