Liebe Kollegen
Nochmals eine Hygienefrage ans Forum:
In den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts gibt es keine klaren Richtlinien zum Thema "Zumischen von Medikamenten in parenterale Ernährung". Wohl gibt es Anweisungen zum Zumischen generell, es wird allerdings nicht differenziert zwischen kristalloiden Lösungen und Lösungen zur parenteralen Ernährung. Aber gerade Ernährungslösungen geben bei Raumtemperatur einen hervorragenden Nährboden für Mikroorganismen ab.
Argumente dafür und dagegen:
Für das Zumischen von Medikamenten gerade in diese Lösungen spricht die lange Laufzeit, es muss nur einmal punktiert werden.
Die pharmakologische und chemische Kompatibilität ist meist gegeben.
Dagegen spricht eine Laufzeit von > 6 Stunden.
Dafür spricht, dass es kaum (bis gar keine) Berichte darüber zu lesen gibt, dass mikrobiell verunreinigte parenterale Nährlösungen mit Zumischung als Grund einer Sepsis zu finden waren.
Dagegen spricht, dass es sogar in der Gastronomie klare Richtlinien für Lebensmittel gibt, die bei Raumtemperatur gelagert werden. Warum sollten dann für AKE mit Bepanthen und Paspertin andere Regeln gelten als für Tiramisu oder Kartoffelsalat?
Werden bei Ihnen Medikamente als Boli verabreicht, zu Elektrolytlösungen oder in die Ernährungslösung zugemischt?
Mit besten Grüßen aus Herrenberg
Martin Allgeier
Quelle für die Grafiken:
Tabellarischer Verlauf des Bakterienwachstums in:
Christiansen B., Grabowski B., Kirstein P.: Arbeitsbuch Hygiene, 1. Aufl, Gustav Fischer, Stuttgart, 1995, Seite 4
Kurvenverlauf des Bakterienwachstums:
Eigene Excel-Kurve der o.g. Wachstumsdaten
Zitat:"Die Vermehrung der Bakterien erfolgt durch Querteilung, die Generationszeit (Zeit zwischen zwei Teilungen) liegt bei vielen Bakterien nur zwischen 15 und 30 Minuten, wenn die Umgebungsbedingungen günstig sind. (...)
Dies bedeutet trifft für die o.g. Fragestellung beides zu:
- Raumtemperatur
- Ernährungslösung als guter Nährboden.
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