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Anrede im Klinikbereich

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    Anrede im Klinikbereich

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

    Heute möchte ich mal ein Thema andiskutieren, über das immer wieder heiß diskutiert wird: Die Anredeform im Klinikbereich.

    Was halten Sie vom "Sie" bzw. "DU"

    - unter Kolleginnen/Kollegen?
    - innerhalb des therapeutischen Teams?
    - interdisziplinär?
    - hierarchieübergreifend?

    Wie ist Ihre Meinung zur Anrede per Vornamen und "Sie"?

    Kann es ein "Arbeits-DU" (z.B. während der Reanimation) und ein "Alltags-Sie" (z.B. bei der Frage nach der Dienstplan-Einteilung) nebeneinander her geben?

    Welchen Standpunkt vertreten Sie zur generellen Ansprache per Nachname?

    Ist für Sie, liebe Kolleginnen, die Ansprache "Schwester" noch ein Ehrentitel, den Sie für Sich praktiziert haben wollen? Oder wollen Sie lieber mit "Frau ..." angesprochen werden? "Pfleger..." ist ja ohnehin eher selten anzutreffen.

    Sprache und Ansprache in der Pflege, ein 'never ending' Thema?

    Mit kollegialen Grüßen aus Herrenberg

    Ihr/Euer/dein
    Martin Allgeier
    Zuletzt geändert von Martin Allgeier; 07.12.2004, 16:28.

    #2
    AW: Anrede im Klinikbereich

    Für mich eine ganz klare Sache:
    Ich stelle mich den Patienten, Besuchern etc. grundsätzlich als Frau... vor. Ich bin seit 17 Jahren in der Pflege und kenne daher die Unsitte als Schwester immer gleich geduzt zu werden. Den Pflegern passiert das eher selten. Und seit ich nicht mehr Schwester Andrea bin, ist es auch kaum noch vorgekommen. Ein bischen Distanz ist mir schon wichtig.

    Unter Kollegen kommt es immer auf die Beziehungsebene an. Viele kenne ich schon jahrelang. Da ist es normal sich zu duzen. Auch in der Hierarchie weiter oben. Mit meinem Chefarzt und den Oberärzten habe ich schon zu ihrer Assistentenzeit gearbeitet. Wir duzen uns auch weiterhin, allerdings meist nicht in Anwesenheit von Patienten. Und das tut unserem gegenseitigen Respekt keinen Abbruch.
    Ich habe allerdings so meine Probleme mit den "neuen Ärzten". Sie sind meist 10-15 Jahre jünger, und duzen mich ganz selbstverständlich. Das verbitte ich mir dann konsequent, da bin ich eher altmodisch. Ich finde es schon nicht gut, wenn man mittlerweile in Restaurants, Kneipen und so weiter sofort geduzt wird. Ich möchte entscheiden dürfen, wen ich auf diese, wie ich finde intimere Beziehungsebene, einlade.
    Allerdings muss ich sagen das ich unter den Kollegen(Pflege) auf meiner Station, damit überhaupt kein Problem habe. Auch hier im Forum stört mich das "Du" überhaupt nicht. Komisch, also scheint es ja doch nicht so klar zu sein.....


    Gruß PICCOlina
    -- Anja`s Kids on Ice --
    www.eistheater.de

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      #3
      AW: Anrede im Klinikbereich

      also bei uns werden alle kollegen geduzt. Bis auf meinen Chef der Anästhesie, Trauma Chef und Allgemeinchirurgenchef und dessen 1.Oberarzt. ansonsten immer

      Kenne auch einige bei uns schon seit ihrer PJzeit von der ärtzlichen seite.

      Kommentar


        #4
        AW: Anrede im Klinikbereich

        da fällt mir was Böses ein
        Seit wann sind Ärzte Kollegen

        jo, ich stell mich auch in die Ecke....

        gruß
        böse PICCOlina
        -- Anja`s Kids on Ice --
        www.eistheater.de

        Kommentar


          #5
          AW: Anrede im Klinikbereich

          Liebe Kolleginnen!
          Liebe Kollegen!

          An dieser Stelle habe ich ein etymologisches Wörterbuch befragt, woher das Wort KOLLEGE stammt:



          Kollege
          M., >Mitarbeiter, Kollege<, 16. Jh.(Mathesius 1563) Lw. lat. collega, M., >Amtsgenosse>, zu lat. cum, col, Präp., Präf., >mit<, lat. legare, V., >als Gesandter senden, ernennen<, zu lat. lex, F., >Gesetzesvorschlag, Gesetz, Vorschrift<

          kollegial
          Adj., >Mitarbeiter betreffend<, (in Zusammensetzungen) 17. Jh. (Dannhauer 1643) Lw. lat. collegialis, Adj., >kollegialisch<

          Kollegium
          N., >Gruppe von Personen mit gleichartiger Stellung und Tätigkeit, Zusammenkunft<,(16. bzw.) 17. Jh. Lw. lat.
          collegium, N., >Amtsgenossenschaft<

          Die Frage stellt sich nun, ob Ärzte und Pflegekräfte "Amtsgenossen" sind. Im Sinne von >col<, also >mit< könnte man schon sagen, dass unsere Tätigkeit im besten Sinne ein "Miteinander" darstellt. So wie das Wort collere (zusammenkleben) ja auch andeutet, dass zwei Dinge miteinander verbunden sind. Intensivtherapie kann nicht stattfinden ohne dass Pflegende und Ärzte miteinander verbunden arbeiten.

          Beim "Kollegium" wird es schon schwieriger.

          In der Frage der rechtlichen Stellung gegenüber unseren "Klienten" ist, zumindest für Deutschland im Jahr 2004, noch nicht von einem Kollegium als Amtsgenossenschaft zu reden.

          Da Pflegende jedoch de facto wesentliche menschliche Interaktionen mit den Patienten eigenverantwortlich leben und Bedürfnisse für ihn teilweise oder ganz übernehmen, kann hier m.E. von einem kollegialen Verhältnis zu den Ärzten gesprochen werden.

          In der Begegnung mit den uns anvertrauten Patienten könnte man in Bezug auf das Vertrauen, welche diese Menschen und ihre Angehörigen in uns setzen, indem sie uns die Sorge um ihr Leben anvertrauen, Pflegende und Ärzte schon als "Personen mit gleichartiger Stellung und Tätigkeit" betrachten.

          Mit kollegialen Grüßen
          Martin Allgeier

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            #6
            AW: Anrede im Klinikbereich

            na ja,
            eigentlich hat man in der Regel den gleichen Arbeitgeber
            also doch Kollegen, oder
            mit kollegialen Grüßen :jubel:
            arnold

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              #7
              AW: Anrede im Klinikbereich

              Hallo!

              Mit der Anrede im Bereich von Angehörigen und Patienten hab ich mir angewöhnt, mich mit Vor- und Nachnamen und meiner Funktion vorzustellen. Dies für normalerweise fast immer dazu, dass ich mit "Sie" angesprochen werde und das bezwecke ich natürlich damit auch. Daraus kann sich natürlich mit dem Patienten nach gewisser Zeit ein "Du" entwickeln, was ich wenn´s passiert mit dem Patienten nochmal kläre. Bei den Angehörigen wird´s höchstens ein "Sie" und meinem Vornamen, wenn ich das in der Beziehung auch in Ordnung finde.
              Mit den Ärzten ist es so eine Sache. Mit den Assistenz- und Oberärzten meiner Station ist ein "Du" völlig normal, auch vor den Patienten, die reden mich ja deshalb auch mit "Du" an. Wenn´s ihnen vor den Patienten nicht passt, müssen die sich mir gegenüber auch entsprechend verhalten. Wenn ein fremder Arzt auf "meine" Station kommt, dann lass ich es darauf ankommen, wie er mich zuerst anspricht. Und wenn ein Chefarzt mich duzt, dann wird das einfach erwidert. Dann braucht er sich aber auch nicht darüber aufregen.
              Ein anderer Mensch ist deswegen nicht besser oder erhabener, nur weil er das für sich einfach herausnimmt. Wenn mich ein Arzt als "Kollege" und Mensch nicht angemessen respektiert, dann kann er das vom mir auch nicht zwingend zu erwarten. Respekt muss man sich verdienen, dass gilt in der "Hierarchie" von "unten nach oben", aber genauso umgekehrt.

              Der Mensch bleibt Mensch, egal wie er sich kleidet!

              Gruß, Monty
              Kein Puls, kein Ton, wir kommen schon!

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                #8
                AW: Anrede im Klinikbereich

                Sie oder du, dass ist hier die Frage...

                wenn das nur so pauschal zu beantworten wäre:
                wenn ich mit jemanden per du bin, dann hat das nichts mit der Arbeit zu tun und wenn ich per Sie bin, dann besteht keine persönliche und vor allen Dingen private Beziehung.
                Meine Erfahrung (man ich werde alt ) sagt mir, ein Sie ist in der Regel (außer auf freundschaftlicher Ebene) im beruflichen Alltag angnehmer.
                Also mit den Kollegen in der Weiterbildung bin ich per Sie (Ausnahme, die mit denen ich früher auf Station zusammengearbeitet habe) und mit den Kollegen in der Schule in der Regel per du.
                trotzdem ist Nebel in Reutlingen und kalt
                so long arnold

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                  #9
                  AW: Anrede im Klinikbereich

                  Warum ist das mit dem -Du- und dem -Sie- so schwierig? Im manchen Sprachen gibt es diesen Unterschied nicht. Trotzdem kann Respekt gezeigt werden. Historisch gewachsen, weiterhin erwünscht?

                  Sehe es sehr ähnlich wie Piccolina und Arnold. Weil es so iss, wie es iss. -Sie- hat so eine schützende / protektive Wirkung in unserem Ländle, bes. im nach wie vor hierarchischem Krankenhaus!

                  Aber, wenn ich mich mit jemand auf's "Du" geeinigt habe (egal wer mit dem Quatsch anfing), dann behalte ich es in allen Situationen bei, z.B. im Gespräch mit einem Arzt am Patientenbett oder in Beisein des Chefarztes (oder Professors). Ich finde das völlig in Ordnung so lange die Art der Kommunikation bzw. das Benehmen nicht respektlos ist. Interessanterweise ist (bisher) noch nichts als Bummerang zurück gekommen. Habe keine Lust, immer daran zu denken zu müssen: "Jetzt ist aber Monsieur oder Madame Sowieso da, jetzt muss ich alles anders machen".


                  WomBat, wie wird Bumerrang getippt?

                  PS
                  Unvergesslicher Satz einer Kollegin auf die Beschwerde einer Krankenschwester (im Rosa-Kittel mit Blümchen-Namensschild und Ringelsocken in Pasteltönen ) die sich nicht ernstgenommen fühlte:

                  Wenn mann sich wie ein Clown kleidet, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man wie ein Clown behandelt wird.

                  Ebenso ist es mit der Sprache. Glaube ich.
                  Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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                    #10
                    AW: Anrede im Klinikbereich

                    Zitat von WomBat
                    Unvergesslicher Satz einer Kollegin auf die Beschwerde einer Krankenschwester (im Rosa-Kittel mit Blümchen-Namensschild und Ringelsocken in Pasteltönen )
                    Ich glaub die kenn ich auch. ist das die mit dem selbstgebastelten Namensschild aus FIMO mit einem niedlichen Igelchen drauf?

                    Nein, ich bin nicht die Signatur - ich putze hier nur!

                    Kommentar


                      #11
                      AW: Anrede im Klinikbereich

                      Zitat von Martin Allgeier
                      Was halten Sie vom "Sie" bzw. "DU"

                      - unter Kolleginnen/Kollegen?
                      - innerhalb des therapeutischen Teams?
                      - interdisziplinär?
                      - hierarchieübergreifend?

                      Wie ist Ihre Meinung zur Anrede per Vornamen und "Sie"?
                      unter kollegen duzen wir alle durch die bank weg. dazu zählen auch die ärzte und die jeweiligen oberärzte, zumindest die, mit denen man regelmäßig zu tun hat.

                      Wenn mal ein Assi von einer anderen Abteilung zum Konsil zu uns kommt, duze ich den auch noch, Oberärzte usw. allerdings nicht.

                      Vorname und sie finde ich ganz schrechlich, schon fast albern. ist irgendwie nichts halbes und nichts ganzes und soll gewollt / betont höflich sein. sollte verboten werden.

                      Tobi
                      Nein, ich bin nicht die Signatur - ich putze hier nur!

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                        #12
                        AW: Anrede im Klinikbereich

                        Zitat von Tobi Bo
                        Ich glaub die kenn ich auch. ist das die mit dem selbstgebastelten Namensschild aus FIMO mit einem niedlichen Igelchen drauf?

                        Volltreffer!

                        WomBat, NoFiMo
                        Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

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                          #13
                          AW: Anrede im Klinikbereich

                          Liebe Kollegen!
                          Meiner Meinung nach ist es eigentlich relativ Wurst,wie man sich anspricht.
                          Man sollte respektvoll und höflich miteinander umgehen und das "Du" nicht als Freifahrschein sehen, daß der andere jetzt immer mit mir übereinstimmt.
                          Was ich nicht leiden kann: wenn einer mir auf irgendeinem Fest das "Du" anbietet und mich am nächsten Tag wie seinen Handlanger behandelt.
                          Ich bin da sehr vorsichtig geworden, das Duzen kann man so schwer wieder ablegen.

                          Ach übrigens: oben genannte Kollegin mit dem Blümchenkleid und dem Fimo-Namensschild - hat die eigentlich immer noch die Biene-Maja-Haarspange?

                          Viele Grüße aus Schwaben-
                          Rainer.
                          ...not sleeping...but relaxed...

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                            #14
                            AW: Anrede im Klinikbereich

                            In einem Krankenhaus ist das "Sie-zen" für Gesundheits- und Krankenpflegepersonal ein echtes PPP*.

                            Besonders für die jüngere Generation, auch wenn sie's noch nett glaubt.

                            *[Personen Protektives Personalpronom]

                            Unter Person verstehe ich grob und unter anderem die persönliche / berufliche Würde, die auch uns zusteht.

                            WomBat, erfindet heute (un)sinnige Abkürzungen

                            PS
                            Die Bienchen-Spange ging bekanntlich bei einem Noteinsatz verloren
                            Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!

                            Kommentar


                              #15
                              AW: Anrede im Klinikbereich

                              Liebe Kolleginnen,
                              Liebe Kollegen,

                              Danke für Ihre/Deine offenen Antworten. Ich hab das "schnelle DU" viele Jahre eher unreflektiert übernommen und fand das in Ordnung - jetzt mit den Berufsjahren (seit 1978 - ich glaub´s kaum) denk ich etwas anders darüber.

                              Entscheidend bezüglich der Frage des SIE oder DU ist für mich die Ebene des Miteinanders, abgestuft nach verschiedenen Kriterien:

                              1.
                              Besteht ein formales Hierarchieverhältnis an dem ich oben stehe (z.B. wie bei einem Lehrer gegenüber einem Weiterbildungsteilnehmer), dann praktiziere ich, solange dieses "Abhängigenverhältnis" besteht, ein SIE. Das ist, nach vielen Jahren des SIE/DU-Probierens, die Anredeform, in der die ehrlichsten und offensten Gespräche im Lehr-Lern-Verhältnis möglich sind - und zwar beidseitig, also auch vom Lernenden zum Lehrer hin.

                              2.
                              Besteht ein formales Hierarchieverhältnis an dem ich formal unten stehe (z.B. medizinfachlich im Arzt-Pflegekraft-Verhältnis), dann praktiziere ich zunächst ein SIE. Früher war das DU dagegen die Regel. Hat wohl auch etwas mit dem Alter zu tun. Langjährige Arbeits- und Teamkollegen duze ich selbstverständlich und die Frage des gegenseitigen Respekts ist nicht davon berührt. Bei neuen - formal mir als Pflegekraft weisungsbefugten - Teamkollegen bin ich sehr vorsichtig.

                              Oftmals ist es deren eigene Unsicherheit, die zum schnellen DU verleitet, um möglichst bald eine "scheinbar" gleiche Beziehungsebene zu schaffen.

                              Im "möglichen" Konfliktfall wird dieses DU dann häufig als Druckmittel eingesetzt.

                              Hier fällt mir der in Management-Kreisen verbreitete Spruch ein:
                              "Personalführung ist die Kunst, den Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungswärme als Nestwärme empfindet."

                              Mit einem "DU!" und "Mach mir mal schnell..., könntest du mir..., du solltest aber..." etc. wird über die scheinbare Nestwärme häufig nur um des Ergebnisses willen die vertrauliche Ebene gewählt. Ist die Arbeitsverteilung und Teamarbeit dagegen wirklich kollegial im besten Sinne, dann ist das DU kein Problem und kann auch praktiziert werden.

                              Dies ist für mich allerdings auch ein Schritt, den ich immer als bewussten Akt einer DU-Kultur zelebriere und individuell mit meinem neuen DU-Partner begehe - so nebenher beginne ich kein "DU-Verhältnis". Diese Art von DU-Kultur hat auch etwas Schönes und macht aus der Beliebigkeit ein Stück lebenswertes Miteinander.

                              3.
                              Ganz abgesehen davon sind diejenigen Beziehungen, in denen ein mangelnder Selbstwert der Beteiligten (auf beiden Seiten möglich) über die schnelle DU-Ebene gestützt wird, besonders problematisch zu betrachten und bezüglich einer professionellen Teamarbeit ebenfalls fraglich.

                              4.
                              Besteht eine alte Bekanntschaft oder Freundschaft, ist es klar, dass ich über alle Ebenen hinweg das DU gerne pflege.

                              Mit kollegialen Grüßen
                              Ihr/Dein
                              Martin Allgeier

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