Trotz 11.11. - einmal mehr nahmen über 300 Interessierte im größten Hörsaal der Uniklinik Platz. Um Narkose und das "Aufwachen nach Herzoperationen" ging es bei der jüngsten Nachtvorlesung, einer Gemeinschaftsveranstaltung der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG) und der Allgemeinen Zeitung, deren stellvertretender Chefredakteur Stefan Schröder moderierte.
Sehr dramatisch erlebte Hansheinrich Schnorr v. Carolsfeld Narkose und Aufwachen. Der stadtbekannte "Johanniter" wurde erst vor einer Woche in die Uniklinik eingeliefert. Diagnose: Herzinfarkt. Fünf mal wurde er reanimiert und erhielt dann vier Bypässe. "Extremer kann es einen Menschen nicht treffen", kommentierte HTG-Direktor Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl. Schnorr v. Carolsfeld, der sich auf der Intensiv-Station "fast wie zu Hause" fühlte, nahm es gelassen. Denn, so seine Erfahrung: "Das Mainzer Team arbeitet mit größter handwerklicher Qualität".
Eine echte Herz-Lungen-Maschine demonstrierte der HTG-Direktor höchstpersönlich: "Sie ist so teuer wie ein Ferrari", sagte er, nämlich 200000 Euro. Vahl zeigte den Einsatz des Gerätes am offenen "zappelnden" Herzen - per Film. "Das Durchsägen des Brustbeins erspare ich Ihnen", meinte er.
Oberärztin Dr. Irene Tzanova zeigte in Bild und Wort nicht nur, wie sie Patienten in Schlaf versetzt und für Schmerzfreiheit sorgt. Parallel seien Narkose-Ärzte während der OP auch für die Kontrolle aller Lebensfunktionen zuständig. "Angefangen vom Herzkreislauf bis hin zu den Gehirnströmen halten wir alle Fäden in der Hand", sagte die Kardio-Anästhesistin, die ihren technik-befrachteten Arbeitsplatz als "Cockpit eines Jumbos" beschrieb.
Dass dem Team nicht nur Ärzte angehören, unterstrich der leitende Intensivarzt Dr. Jörg Albers: "Ohne die Krankenschwestern und -pfleger ist unsere Arbeit undenkbar". Einer ist Marko Hoßbach. Der Fachkrankenpfleger schilderte den Alltag auf der Intensivstation in der Herzchirurgie: "Das erste, was wir machen, wenn der Patient aufwacht: wir drücken seine Hand, damit er spürt, dass er nicht alleine ist".
Auch die Zuschauer konnten wieder ihre Fragen los werden. Etwa beim "Biergarten-Gespräch" im Foyer. "Wie immer toll", schwärmte Gerda Lange. Die 68-jährige AZ-Abonnentin ist Dauergast bei den Vorlesungen. Ebenso wie Sarah Resch, mit 17 Jahren wohl die Jüngste: "Es ist nicht so trocken wie in der Schule", meinte die Fintherin, die regelmäßig mit ihrer Familie kommt.
Die letzte Nachtvorlesung der aktuellen Staffel am Donnerstag, 18.November, hat das Thema "Eingeengte Halsschlagader: Wie riskant ist Warten? Bewährte Wege zur Verhütung des Schlaganfalls". Die Vorlesung beginnt um 20 Uhr im Hörsaal der Chirurgie der Uniklinik, Gebäude Gebäude 505.
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