ich habe am gestrigen Abend in der 24h-Schicht (ich bin Krankenpfleger und Rettungsassistent bei einem privaten Rettungsdienst-Unternehmen im Ruhrgebiet) ein Erlebnis der dritten Art gehabt und bin darüber auf die Idee gekommen, mir einmal ein paar Meinungen zum gleich geschilderten Sachverhalt und Intensivtransporten im Allgemeinen zu holen.
Gegen 21:15 alarmierte die Leitstelle uns unter dem Einsatzstichwort "Intensivverlegung. Monitor, Perfusor" zu einem nahe gelegenen Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Wir führen für dieses Haus alle Intensivtransporte durch, einschließlich der Verlegungen aus der Ambulanz zur Akut-PTCA. "Monitor, Perfusor" bedeutet eben, daß Monitor und Perfusor mitzunehmen seien.
Auf der Station angekommen stellte mir der Diensthabende einen hochkritischen, katecholaminabhängigen, 58jährigen mässig adipösen Patienten mit einer frisch diagnostizierten Aortendissektion vor. Der Patient war mit einer Frequenz von 105 im Sinusrhythmus tachykard, RR bei 95/60, SpO2 84% unter 5l per Maske. Der Patient war mäßig zyanotisch und klagte über Atemnot und ein Druck-/Engegefühl der Brust.
Auf meine Frage, ob der Patient mit einer Aortendissektion und progredienter Verschlechterung des Zustands unbedingt mit einem RTW über die sehr schlechten Straßen von $Großstadt transportiert werden sollte und ob nicht zumindest eine suffizientere Form der Atemunterstützung gefunden werden könnte, erwiderte der Chirurg, daß die Ankunft eines RTH/ITH ihm zu lange dauern würde und er den Pat. aufgrund vermuteter Intubationsschwierigkeiten ungern intubieren würde. Mein Vorhalt, daß gerade ein schlecht zu intubierender Patient vielleicht vorher bei 'ner Tasse Tee und in Anwesenheit eines Gelbe-Seiten-Arztes ("macht das Leben leichter") sein Schläuchlein kriegen sollte und nicht unbedingt unter Reanimationsbedingungen im RTW auf der Autobahn, wurde mit der Anmerkung vom Tisch gefegt, daß sei letztlich seine Entscheidung. Gut, richtig.
Es kam, wie es kommen mußte: unter dem Transport entwickelte der Patient weiter Atemnot, zunächst multiple Rhythmusstörungen und letztlich ein Kammerflimmern. Der RTW hielt auf der Autobahn in der Baustelle an, der Patient wurde zweimal oesophageal und einmal trachel intubiert, defibrilliert usw. ROSC nach etwa 15 Minuten Reanimation, der Patient erlangte das Bewußtsein nicht wieder.
Die vorstehende Schilderung ist nur ein Highlight aus einer ganzen Reihe ähnlicher, wenn auch nicht immer so heftiger Geschehnisse. Das Bewußtsein für adäquate Vorbereitung und Durchführung von Transporten tendiert gegen Null, teilweise sind Schwestern der Aufassung, wir dürften die Verlegungsbriefe nicht lesen (wenn wir schon keine vernünftige Übergabe bekommen). Bitten um die Durchführung einer BGA nach Übernahme an den Notfallrespirator mit den damit verbundenen Umstellungen der Beatmung wurden bislang immer abgelehnt - wir könnten mit den Werten ja ohnehin nichts anfangen und unsere Aufgabe wäre der Transport und nicht das Rumschwätzen.
Wie sind die Erlebnisse, Erfahrungen, eigenen Handlungsweisen bei Verlegungen von Patienten? Habt Ihr den Eindruck, daß rettungsdienstliche Personal ist kompetent? Vertraut ihr ihm in medizinischer Hinsicht? Werden bei Euch regulär RTW für Verlegungen genutzt oder kommen ITW/ITH zum Einsatz?
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